Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

SPIELMAN, Danila Cole – THOMAS, Christiane: Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. in Spanien. Bisher unbekannte Briefe Karls V. an seinen Bruder (1514–1517)

Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. 17 angefangen bis zur zeremoniösen Schlußformel ein typisches Beispiel eines Höflichkeitsschreibens, dessen Überbringer allerdings nicht genannt wird. Das Beglaubigungsschreiben n. 2 (Bauer FK n. 2 b) ist nur in kopialer Form als spanische Übersetzung erhalten. Der unbekannte Übersetzer gab zwar Karls Unterschrift, nicht aber die Gegenzeichnung wieder70), sodaß der verantwortli­che Sekretär nicht feststellbar ist. Die kastilianisch geschriebenen Korrespondenzstücke bieten mehr an Infor­mation. Das spanische Sekretariat in Brüssel richtete sich nach den Usancen der Kanzlei der spanischen Könige, was nicht imbeträchtliche Abweichungen vom französisch-burgundischen Kanzleistil bedingte: Nach kastilischem Brauch wird nämlich Ferdinands vollständiger Titel im Briefkopf und am Briefende angeführt71), sodaß die Identifizierung als Infant von Spanien und Karls Bruder nicht nur mit Hilfe der Adresse (Rückvermerk) erfolgen kann. In den meisten Fällen enthalten die Titel, die stereotyp gleichlauten, auch den Vornamen72). An die Titelwiederholung gegen Schluß des Schreibens wird ein Segenswunsch angefügt, der den Empfänger Gottes Schutz und Fürsorge empfiehlt: Hier sind Varianten der Wortwahl möglich. All dies entspricht dem offiziell üblichen Kanzleistil. Den eigenhändigen Unterschriften Karls73) gehen die Wörter „vuestro buen hermano“ voraus. Die Rangbezeichnung, die Karl neben seinem Namen an­wendet, spiegelt den Aufstieg vom fürstlichen Bruder (n. 1 = Bauer FKn. 2 a) zum spanischen König wider (zum ersten Mal in n. 5 = Bauer FK n. 5 b). Wie bei burgundischen Sekretären erfolgt die Gegenzeichnung durch die spani­schen - es sind für unsere Briefe Gonzalo de Segovia und Antonio de Villegas74) — ohne eine Bestätigungsformel, allein mit dem Namen. Beide Sekretäre gehören jener Gruppe von spanischen Exulanten in Brüssel an, deren hervorragendster Vertreter Dr. Pedro Ruiz de la Mota war und die als Mitglieder eines spanischen (Staats-)Sekretariates die Schriftstücke des Brüs­seler Hofes mit den spanischen Königreichen konzipierten75). Segovia Unter­zeichnete alle frühen Briefe (bis n. 8 = Bauer FK n. 6 a) mit Ausnahme von 70) Sie fehlt auch-als Folge der rigorosen Beschneidung des Papiers-bein. 1 (Bauer FK 2 a). 71) Wie z. B. nn. 3 und 4 (Bauer FK nn. 5 und 5 a). ,2) Nurnn. 5, 9 und 10 (Bauer FK nn. 5 b, 8 und 8 a) verzichten auf die Nennung „don Hernando“. ”) Die spanische Kopie des (nicht erhaltenen) französischen Originals n. 2 (Bauer FK n. 2 b) weist selbstverständlich keine eigenhändige Unterschrift auf. 74) Fritz Walser Die spanischen Zentralbehörden und der Staatsrat Karls V. Grund­lagen und Aufbau bis zum Tode Gattinaras, bearb., ergänzt und hg. von Rainer Wohlfeil (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philologisch-historische Klasse 3. Folge n. 43, Göttingen 1959) 127 mit Anm. 18: „Am meisten beschäftigt waren — und zwar mit der Korrespondenz mit Spanien - Villegas und Segovia — In einem einzigen Fall (n. 9 = Bauer FK n. 8) fiel die Gegenzeichnung dem Abschneiden des unteren Papierrandes zum Opfer. 75) Walser-Wohlfeil Die spanischen Zentralbehörden 126f. Mitteilungen, Band 37 2

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