Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 37. (1984)

SPIELMAN, Danila Cole – THOMAS, Christiane: Quellen zur Jugend Erzherzog Ferdinands I. in Spanien. Bisher unbekannte Briefe Karls V. an seinen Bruder (1514–1517)

QUELLEN ZUR JUGEND ERZHERZOG FERDINANDS I. IN SPANIEN BISHER UNBEKANNTE BRIEFE KARLS V. AN SEINEN BRUDER (1514-1517) Von Danila Cole Spielman und Christiane Thomas *) Seit dem Standardwerk Wilhelm Bauers über Die Anfänge Ferdinands I. (Wien und Leipzig 1907) ist unser Wissensstand über die Jugend des Nachfolgers Maximilians I. in den österreichischen Erblanden kaum vermehrt worden. Hiefür lassen sich mehrere Gründe finden. Ganz allgemein ist festzuhalten, daß trotz des sprunghaften Ansteigens der schriftlichen Überlieferung in der frü­hen Neuzeit eine spezielle Sparte der Geschichtsschreibung, nämlich die um­fassende historische Biographie, sich weiterhin mit großen Lücken hinsichtlich der Quellenlage abfinden muß. Auch wenn zahlreiche Korrespondenzreihen offizieller, halboffizieller, ja auch privater Natur eine unschätzbare Bereiche­rung gegenüber dem Spätmittelalter bringen, so ist doch zu beobachten, daß schriftlicher Niederschlag offensichtlich nur zu ganz bestimmten Themen als aufbewahrungswürdig angesehen wurde, um konkret ein Beispiel zu nennen: zur politischen Tätigkeit einer maßgebenden Persönlichkeit. Zeugnisse des privaten Lebens, im besonderen der Kindheits- und Jugendjahre eines Herr­schers, gehören in den seltensten Fällen dazu. Wir können von Glück reden, wenn über den Umweg von Hofstaatsverzeichnissen, von Zahlungen oder Geschenken an Erzieher die Umwelt des Heranwachsenden bekannt ist. Dies bedeutet für den Biographen, daß sein „Held“ erst dann greifbar wird, wenn er politisch handelt. In dieser Hinsicht bildet Ferdinand keine Ausnahme: Wie wenig wissen wir, um einen Habsburger des späten 16. Jahrhunderts zu nen­nen, z. B. über die frühen Jahre Erzherzog Matthias’, der erst dann „geboren“ zu sein scheint, als er als Zwanzigjähriger mit dem „niederländischen Aben­teuer“ seine erste, politisch selbständige Tat setzt! Mit einem derartig plötzli­chen Auftreten in der Öffentlichkeit fehlt dem Historiker aber jegliche Kennt­nis des Werdegangs, der Entwicklung, der Prägung durch Erziehung, der entscheidenden Eindrücke auf den jungen Menschen, die möglicherweise so und so viele Handlungsweisen der späteren Zeit mitbestimmen, ja sogar auslö­*) Die archivgeschichtliche Einleitung verfaßte Christiane Thomas, die auch die Übersetzung aus dem Amerikanischen der von Danila Cole Spielman stammenden Abschnitte (Vorbemerkung zur Edition, Regesten und Kommentar) besorgte und den Kommentar ergänzte. Die Brieftexte wurden von Danila Cole Spielman eingerichtet. Beide Bearbeiterinnen danken Dr. Gerhard Rill für seine Hilfe bei der Lesung schwieri­ger Textpassagen. Mitteilungen, Band 37 1

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