Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)

KÖHBACH, Markus: Ein diplomatischer Rangstreit in Istanbul im Jahre 1587

Miszellen EIN DIPLOMATISCHER RANGSTREIT IN ISTANBUL IM JAHRE 1587*) Von Markus Köhbach Die französische Außenpolitik im 16. und 17. Jahrhundert ist weitgehend vom Kampf gegen die Übermacht des Hauses Habsburg bestimmt. Die Erwerbung der Nebenländer des Herzogtums Burgund und Spaniens mit seinen italieni­schen Besitzungen durch die erfolgreiche Heiratspolitik der Habsburger hatte zu einer Einkreisung Frankreichs geführt; die Ambitionen der Franzosen auf das Herzogtum Mailand wurden durch Spanien vereitelt, das schließlich nach dem Ableben des Hauses Sforza auch dieses Gebiet in Besitz nahm. Ziel der französischen Politik war es, diesen Ring aufzubrechen und die Vormachtstel­lung der Habsburger in Europa zu untergraben. Zu diesem Zweck wurden nicht nur Kriege geführt, sondern auch Bewegungen unterstützt, die sich im Heiligen Römischen Reich, dessen Krone ein Habsburger trug, oder in den Erblanden selbst gegen den Kaiser bzw. die Herrschaft der Dynastie richteten. Aus diesem außenpolitischen Konzept ist auch die Anknüpfung von diplomati­schen Kontakten mit dem Osmanischen Reich naheliegend. Die politische Lage in Ostmitteleuropa nach der Schlacht von Mohács 1526 hatte zu einer direkten Konfrontation zwischen den Habsburgern und den Osmanen geführt. Als sich die Habsburger nach dem Tode des ungarischen Königs Ludwig II. anschickten, auf Grund der Wiener Erbverträge von 1515 Böhmen und Ungarn in Besitz zu nehmen, wählte die nationale antihabsburgi­sche Fraktion der ungarischen Magnaten den Woiwoden von Siebenbürgen, Zápolya János, zum König. Zápolya, der nicht über die Mittel verfügte, dem Habsburger Ferdinand erfolgreich Widerstand zu leisten, nahm seine Zuflucht bei Sultan Süleyman I., der die willkommene Gelegenheit, das reiche und strategisch wichtige Ungarn als Vasallenstaat in die osmanische Machtsphäre einzubeziehen, sofort aufgriff. Dadurch entstand im Osten des habsburgischen Herrschaftsbereiches eine Front, die für die nächsten 160 Jahre zur permanen­*) Der vorliegende Aufsatz wurde als Referat am IX. Türk Tarih Kongresi, Ankara, 21.-25. September 1981, gehalten und wird in verkürzter Form ohne Anmerkungen in den Kongreßberichten erscheinen.

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