Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 36. (1983)

COONS, Ronald E.: Reflections of a Josephinist. Two Addenda to count Franz Hartig's „Genesis der Revolution in Österreich im Jahre 1848”

234 Ronald E. Coons Beide sehr wackere aber talentarme Männer) bereits über Andeutung des einen oder anderen Ministers bearbeitet (meistens sehr oberflächlich motivirt) von einem zum anderen Conferenzmitgliede zur Unterfertigung geschickt oft auch persönlich in großer Eile getragen zu werden, den Gegenstand gründlicher Besprechungen in geregelten Sitzungen gebildet hätten. Bei mündlichen Debaten wäre Erzherzog Franz [Carl] in die La­ge gekommen, sein Urtheil zu schärfen und eine Meinung auf Gründe gestützt selbst auszusprechen, wodurch sein Interesse für Geschäfte und sein Selbstgefühl geweckt worden wäre. Allein der Erzherzog Ludwig und der Graf Kolowrat hatten einen unbesiegbaren Abscheu vor Conferenz- Sitzungen, der Erste aus einer angeborenen Unbehülflichkeit* 31), der An­dere aus angewohnter Bequemlichkeit und Beide aus Scheu vor der Lo- quacität des Fürsten Metternich, welcher stäts mit bewundernswerthem Scharfsinne die zu berathende Frage bis zu ihrem Ursprünge erörterte, ihre Wichtigkeit aus allen Gesichtspuncten mit richtiger Logik und großer Eloquenz beleuchtete und die Nothwendigkeit ihrer gründlichen Lösung darstellte, dadurch aber die Zeit und Geduld der Conferenzmitglieder für die Einleitung so gewaltig in Anspruch nahm, daß sie, wenn es zur Haupt­sache, dem „quid faciendum“ kam, Theils ermüdet, Theils übel gelaunt und daher beflißen waren, so schnell als möglich damit fertig zu werden. Nicht besser gieng es mit den an den Erzherzog Franz [Carl] gelan­genden staatsräthlichen Referaten. Hier fand er oft vielerlei Meinungen, länger oder kürzer motivirt, einander folgen, sich amendiren oder be­kämpfen. Um ein Urtheil darüber auszusprechen, hätte er die Acten durch­lesen und sich auf den Standpunct der miteinander im Widerspruche ste­henden Votanten stellen müßen. Die staatsräthlichen Agenda erreichten im Durchschnitte jährlich die Zahl von 8000 32). War es denkbar, daß ein kaiserlicher Prinz, welcher die geistige Anstrengung nicht liebte, sich an den Schreibtisch ketten würde, um täglich die ihm so zahlreich zukom­menden Acten zu durchsehen, zu überdenken und zu beurtheilen? War es nicht unvermeidlich, daß sein den staatsräthlichen Verhandlungen beizu­setzendes Vidi entweder zu einer leeren Förmlichkeit oder zu dem Aus­drucke der Meinung eines subalternen Beamten werden müße, welcher ihm zu der Manipulation der an ihn täglich gelangenden schweren Acten- stöße zugewiesen war? So geschah es auch. „Gesehen Franz Carl“ fand sich gewöhnlich auf den staatsräthlichen Referaten am Morgen des Tages nach ihrer Überreichung an seinen Secretär, von welchem sie sonach 1847; Carl Freiherr von Hock — Hermann Bidermann Der österreichische Staatsrath 1760—1848 (Wien 1879) 691. 31) Crossed, out Schüchternheit. 32) The actual number of Staatsrat-Akten resolved annually in the period during which Hartig was associated with the bureau varied between 6200 and 6600; this number does not, however, include supplementary materials members of the Staatsrat consulted before rendering their opinions.

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