Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 34. (1981)
BROUCEK, Peter: Ungedruckte Prüfungsarbeiten aus Österreich zur österreichischen Militärgeschichte
Rezensionen 481 der Geistesgeschichte zählt. Der Vf. kann dabei verdeutlichen, wie sich der Naturbegriff der modernen Wissenschaft auf einen Modellcharakter reduziert hat. Der Wandel des Naturrechts steht im Mittelpunkt der Studie von Karl-Heinz Ilting, die vom teleologischen Naturrecht in der griechischen Phi- losphie über die mittelalterliche und neuzeitliche Entwicklung bis zum Zusammenbruch des rationalen Naturrechts in der Restaurationszeit reicht. Auch der Beitrag über „Neutralität“ (Heinhard Steiger, Michael Schweitzer) weist neben historischen Gesichtspunkten systematische Schwerpunkte auf, wie z. B. innenpolitische Neutralität, innergesellschaftliche Neutralität, völkerrechtliche und innerstaatliche Neutralität. Der Artikel „Nihilismus“ von Manfred Riedel enthält über die historische Begriffsentwicklung hinaus auch wichtige Hinweise zur Grammatik und Logik der Negationspartikel, während der Beitrag von Lucian Hölscher einen Überblick über die Geschichte des Wortes „öffentlich“ bietet, aus dem sich erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts das Substantiv „Öffentlichkeit“ gebildet hat. Je ein Abschnitt befaßt sich mit „Öffentlichkeit und öffentliche Meinung“ sowie „Marx und die Einstellung der Sozialisten zur bürgerlichen Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert“. Auch die folgenden Beiträge „Opposition“ (Wolfgang Jäger), „Organ, Organisation, politische Körper“ (Gerhard Dohm-van Rossum, Emst-Wolfgang Böckenförde) und „Pädagogik“ (Wilhelm Roessler) enthalten hauptsächlich begriffsgeschichtliche Akzente, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen und vereinzelt auch Hinweise zu methodischen Abgrenzungen geben (z. B. der Artikel über „Opposition“). Im Pädagogik-Artikel beginnt der historische Teil aus sachlichen Gründen erst im 18. Jahrhundert. Die Studien über „Parlament, parlamentarische Regierung, Parlamentarismus“ (Hans Boldt), „Partei, Faktion“ (Klaus v. Beyme), „Partikularismus“ (Irmline Veit-Brause), „Pazifismus“ (Karl Holl) und „Politik“ (Volker Sellin) zeigen mehr oder weniger starke thematische Berührungspunkte. Auch hier stehen die entwicklungsgeschichtlichen Abschnitte im Vordergrund, der Ausblick gibt jeweils Aufschlüsse über die begriffsgeschichtliche Problematik der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart. Im Artikel über „Politik“ kann der Vf. die verschiedenen Entwicklungsphasen, wie das Politikverständnis in der Neuzeit, die christlich-aristotelische Tradition, die naturrechtliche Tradition, Deutschland und die Französische Revolution, Romantik und Historismus, herausarbeiten. Die beiden letzten Beiträge befassen sich mit den Begriffen „Polizei“ (Franz-Ludwig Knemeyer) und mit „Presse, Pressefreiheit, Zensur“ (Franz Schneider). Knemeyer untersucht u. a. Polizeibegriffe in Gesetzen und Verordnungen des 15.-18. Jahrhunderts, den Polizeibegriff am Übergang zur modemen Welt, die Entwicklung eines institutioneilen und die Büdung eines formellen Polizeibegriffs bis zur sogenannten „Entpolizeilichung“ nach dem 2. Weltkrieg. Im Artikel von Schneider beginnt der historische Überblick nach systematischen Schwerpunkten (Institutionalisierung der Zensur, Zensur und Freiheitsverständnis, Motive der Zensur) mit den Periodika im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert (die ersten Wochenzeitungen sind 1609 in Straßburg herausgekommen) und führt bis zum liberalen und demokratischen Pressebegriff im 19. Jahrhundert. Alle Mitarbeiter und Verfasser sind ausgezeichnete Kenner ihrer Thematik, Mitteilungen, Band 34 31