Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602

Rudolf II., Clemens VIII. und die bosnischen Christen 87 der frühere Kardinal von San Giorgio gemeint sein, der päpstliche Haushof­meister Octavius de Aquaviva, der im März 1593 als Erzbischof nach Neapel versetzt wurde47). Im April 1593 kamen Leonhard von Harrach und Dr. Rudolf Coraducci als kaiserliche Gesandte in Rom an. Ihre Hauptaufgabe war es, militärische und finanzielle Unterstützung bei den italienischen Staaten für den Türkenkrieg in Ungarn zu gewinnen. Harrach war hauptsächlich an den Vatikan gesandt worden, während Coraducci die Fürstenhöfe aufsuchte48). Harrach wurde auch bald mit dem Problem der dalmatinischen Grenzge­biete konfrontiert: Der kaiserliche Gesandte in Madrid, Johann Christoph Khevenhüller, berichtete im Sommer 1593 nach Prag, daß Spanien die Er­oberung der türkischen Festung Clissa zu unterstützen gedenke. Harrach er­hielt von Kaiser Rudolf II. die Weisung, von der angegebenen Kontaktperson in Rom, Balduino Massa, nähere Einzelheiten zu erfahren49). Dieser Massa machte auch noch weitere Vorschläge für den Krieg in Ungarn — „aine son­derbare Invention wider den Erbveindt“ —, so daß des Kaisers Interesse ge­weckt wurde und er befahl, Massa möge gegen Ersatz der Reisekosten nach Prag kommen50). Im Dezember 1593 hören wir, daß die Prag-Reise Massas und seines Begleiters Fra Angelo nun unmittelbar bevorstünde51), aber dann verliert sich seine Spur. Nicht so die seines Reisegefährten. Es ist wohl keine allzu kühne Behauptung, wenn dieser Fra Angelo gleichgesetzt wird mit ei­nem Fra Angiolo, einem Neffen des Bischofs von Stephania. Er wird als Mit­glied einer im September 1595 im Franziskanerkonvent von Budva (venez. 47) Conradus Eubl Hierarchia catholica 3 (Münster 1910) 84. Bertuccis Erzählung ähnlich auch in seinem Brief an Rudolf II., 1595 Oktober 28: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 59-64 (Or. Wien). - Die Erzählung von der Bestechung Minucis auch in der Denk­schrift Nicoló Albertis an Kaiser Rudolf n. von 1596 November 22, ed. bei Lopásié Spomenici 1 261. Eine Biographie Minucis bei Grünfelder Uskoken 406, wobei sie aber nicht auf die tendenziöse Absicht seiner Uskokengeschichte (Historia degli Usco- chi) eingeht. 48) Weisung von 1593 April 15: HHStA Staatenabteilung (zit. StA) Rom Korrespon­denz 43 fol. 436^443. Vgl. Otto Graf von Harrach Rohrau. Geschichtliche Skizze der Grafschaft mit besonderer Rücksicht auf deren Besitzer (Wien 1906) 61; über Besitzun­gen der Harrach um Görz und Cilli ebenda 27. Zu Coraducci: Oswald von Gschlie- ßer Der Reichshofrat. Bedeutung und Verfassung, Schicksal und Besetzung einer obersten Reichsbehörde von 1559 bis 1806 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte des ehern. Österreich 33, Wien 1942) 151. 49) Weisung von 1593 Juli 27: HHStA StA Rom Korrespondenz 43 (alt 48) fol. 452. Das Original im Allgemeinen Verwaltungsarchiv Wien (zit. AVA) Familienarchiv Har­rach 720 fol. 120. Den sehr fruchtbaren Hinweis auf die einschlägigen Bestände im FA Harrach erteilte mir Dr. Leopold Auer, dem dafür herzlich gedankt sei. Ebenso bin ich Georg Graf Nostitz für die Zugänglichmachung des FA Harrach tief verpflichtet. - Antwort Harrachs von 1593 August 21 im HHStA Handschrift W 290 Bd. 8 fol. 414. 50) Kaiser! Zuschrift von 1593 September 21 im HHStA StA Rom Korrespondenz 43 (alt 48) fol. 463 und AVA FA Harrach 720 fol. 148. 51) Berichte Harrachs von 1593 August 14 im HHStA StA Rom Korrespondenz 42 (alt 47) fol. 343 und von 1593 Dezember 11 ebenda fo! 351.

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