Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

WOJTYSKA, Henryk Damian: Zur Entstehung und Organisation der polnischen Nuntiatur bis 1572

60 Henryk Damian Wojtyska 1510 „orator“ des Papstes Julius II. genannt11), während die Gesandten des Königs Sigmund I. an Kaiser Karl V. Erazm Ciolek und Jan Dantyszek (Dan- tiscus) noch in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts den Titel „nuntius“ trugen12). In den vierziger Jahren wird die Terminologie fixiert und eindeu­tig, - wenigstens in der Sprache der Diplomatie; „nuntius“ bleibt den Ge­sandten des Papstes reserviert, „orator“ aber den weltlichen Diplomaten. Der Prozeß der Absonderung des „nuntius“ vom „legátus“ währt dagegen länger. Obwohl man seit der Zeit des Nuntius Pamfilo Strassoldo (1536) auf­hörte, den Titel „legátus“ einem päpstlichen Repräsentanten, der kein Bi­schof war, zu geben (noch 1540 Girolamo Rorario und 1548 Girolamo Marti- nengo), wurden doch die anderen weiterhin beliebig „nuntius“ oder „lega­tus“ genannt. Nicht erklärbar ist das Erscheinen des amtlichen Titels „nun­tius cum potestate legati a latere“ (Zaccaria Ferreri) im Jahre 152013), wel­che Bezeichnung nun auf die Dauer in den Stil der römischen Kurie — bezüg­lich der Vertretung in Polen - eingeht und während der ganzen Periode, mit der wir uns hier beschäftigen, gebraucht wird14). Die endgültige Abgrenzung der beiden Titel erfolgte erst 1558, als Papst Paul IV. einen Kardinal als „le­gatus a latere“ (Scipione Rebiba) nach Polen entsenden wollte, nachdem er dafür zuerst einen Bischof bestimmt hatte, den man nur „nuntius“ nannte (Camillo Mentovato)15). Den Polen muß diese Trennung deutlich geworden sein, als sie im Jahre 1572 den Kardinallegaten Giovanni Commendone ne­ben dem Nuntius Vincenzo dal Portico sahen. Petrus Canisius forderte 1559 als unterscheidendes Kennzeichen für den päpstlichen Legaten in Polen den Kardinalspurpur, verbunden mit umfangreicheren Kompetenzen im Verhält­nis zu denjenigen der Nuntien-Bischöfe16). 2. „Collector und legatus missus“. - Was immer die Historiker über die Her­kunft anderer Nuntiaturen behaupten, kann es doch als sicher gelten, daß die ”) Ebenda 2 331; Acta Tomiciana 1 79, 91. 12) Acta Tomiciana 4 n. 45; siehe Andrzej Wyczanski Polska shizba dyploma- tyczna w latach 1506—1530 [Der polnische diplomatische Dienst in den Jahren 1506-1530] in Polska shizba dyplomatyczna XVI-XVIII wieku [Der polnische diploma­tische Dienst im 16.—18. Jahrhundert]. Red. Zbigniew Wójcik (Warszawa 1966) 451 13) „Zacharias, Dei et Apostolicae Sedis gratia Episcopiis Gardiensis, Sanctissimi in Christo Patris et Domini Nostri Leonis Divina Providentia Papae Decimi [...] per universum Regnum Poloniae [. . .] cum omnimoda Legati de latere et Maioris Poeni- tentiarii de Urbe potestate Nuncius et Orator“; das Dokument ist veröffentlicht in Vita Beati Casimiri Confessoris ex Serenissimis Poloniae Regibus [• ■ ■] a R.mo Patre Domino Zacharia Ferrerio [. . .] scripta (Cracoviae 1520) fol. A 2r. 14) Siehe die Titel der Nuntien mit ihren Fakultäten in den Breven: Vatikanisches Archiv (AV) Armadium 42, Ms. 7 fol. 325r-330v (Lippomano) und Ms. 11 fol. 316r-320v (Mentovato); AV Regesta Vaticana Ms. 1934 fol. 113r—118r (Bongiovanni). ls) Siehe das Breve Pauls IV. an König Sigmund August, 1558 August 8: AV Arma­dium 44, Ms. 2 fol. 195r. 16) Petrus Canisius an Jakob Laynez aus Piotrköw, 1558 Dezember 17: Beati Petri Canisii epistulae et acta. Collegit Otto Braunsberger 2 (Friburgi Brisgoviae 1898) 342, 357.

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