Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

NEUHAUS, Helmut: Ferdinands I. Reichstagsplan 1534/35. Politische Meinungsumfrage im Kampf um die Reichsverfassung

24 Helmut Neuhaus burg10) scheint kein Kriterium für Ferdinand gewesen zu sein, denn sonst hätte er keinen Gesandten nach Bayern schicken dürfen11). Offenbar hat der König einen reichsständischen Kreis ausgewählt, der in etwa das Spektrum eines vollzähligen Reichstages unter Verzicht auf Reichsprälaten und -grafen widerspiegelt. Sollte der geplante Reichstag in jeder Beziehung ein Erfolg werden, mußte eventuellen kritischen Stimmen zur grundsätzlichen Frage seiner Abhaltung schon während der Vorbereitungen Gehör verschafft wer­den. Die Antworten der befragten Reichsstände und -Städte sind für uns faßbar aus den direkt an König Ferdinand gerichteten Schriftstücken12), den Rela­tionen der königlichen Gesandten13) und einem wohl von der königlichen Kanzlei zusammengestellten Amzug etlicher Chur und Fürsten auch Stet Rat und guetbeduncken von wegen Haltung des Concili und Reichstags14). Un­sere Beüage zeigt, von welchem Reichsstand Ferdinand eine Meinungsäuße­rung zu seinem Reichstagsprojekt erhielt15). Die direkten Stellungnahmen 10) Zu den Freunden König Ferdinands äußerte sich Hermann Baumgarten Ge­schichte Karls V. 3 (Stuttgart 1892) 253 ff; siehe auch die oben zitierte Stelle im Brief Karls V. vom 27. September 1534 (MÖStA 32 [1979] 37). ”) Zum habsburgisch-bayerischen Verhältnis nach Ferdinands Königswahl aus­führlich schon F. B. von Bucholtz Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten 4 (Wien 1833) 149-273; zum Linzer Vertrag ebenda 268 und umfassend zuletzt Hans Martin Klinkenberg Der Linzer Vertrag zwischen Bayern und Österreich vom 11. September 1534 nach Münchener Akten in HZ 194 (1962) 568-598. Siehe dann vor allem zum Gesamtproblem Walther Peter Fuchs Baiem und Habsburg 1534-36 in Archiv für Reformationsgeschichte 41 (1948) 1-32; Götz Freiherr von Pölnitz Anton Fugger und die Römische Königswahl Ferdinands I. in Zeitschrift für bayerische Lan­desgeschichte 16 (1951/52) 317-349; Heinrich Lutz Karl V. und Bayern. Umrisse einer Entscheidung, ebenda 22 (1959) 13-41, bes. 21-28; dsbe Das konfessionelle Zeitalter, 1. Teil: Die Herzöge Wilhelm IV. und Albrecht V. in Max Spindler [Hg.] Handbuch der Bayerischen Geschichte 2 (München 1969) 295-350, bes. § 49: Bayern im Kreise der reichsfürstlichen und europäischen Opposition gegen Habsburg (1525-1534) 317-323. 12) HHStA RKRTA 5 CIII fol. 2r-128r. 13) Ebenda CIV fol. lr-30v. 14) Ebenda CIII fol. 129r-143r. ls) Die Tabelle gibt darüber hinaus Auskunft über den Zeitpunkt der Beantwor­tung der königlichen Umfrage und über die Reichsstände, deren Antwort nicht vor­liegt, sowie über die von Ferdinand abgefertigten Gesandten. - Zu den Befragten, de­ren Antwort in der Sammlung der königlichen Kanzlei fehlt, gehört die Reichsstadt Ulm. Zu ihr wie zu Augsburg, Nördlingen und Nürnberg war Anfang Dezember 1534 Dr. Johann Vogt entsandt worden. Von seiner Werbung im Januar 1535 heißt es im Entwurf einer Ulmer Instruktion: ihr „feilt alhie allerlay bedenckens für und so dan- nocht nichtzit zu verachten, wurt die notturft ervordern, dass die gesanten Nurmberg und Augspurg der Sachen bericht, und so ir ermessen auch angehort, ainem erbern rat gestallt sume denselben erinert werdt“; vgl. Ekkehart Fabian (Hg.) Die Beschlüsse der oberdeutschen Schmalkaldischen Städtetage 3. Teü: 1533-1536. Quellenbuch zur Geschichte des Zerfalls des Schwäbischen Bundes, der Religionsprozesse protestieren­der Städte und der Erneuerung des Schmalkaldischen Bundes (Schriften zur Kirchen- und Rechtsgeschichte 21—24, Tübingen 1960) n. XXI, 5, 180-183, hier 183 mit Anm. 8 und 9.

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