Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602
Rudolf II., Clemens VIII. und die bosnischen Christen 101 Raimondo della Torre, vorübergehend als kaiserlicher Orator in Rom116), setzte alle Hebel in Bewegung und konnte auch wirklich ein päpstliches Schiff mit Lebensmitteln von Ancona absenden; es wurde über Fiume nach Spalato geschickt. In seinem Begleitschreiben an Lenkovich vermerkt della Torre: „Bisogna esser secretissimi perche Venetiani hano spie per tuto“117). Inzwischen war Bertucci in Graz eingetroffen und richtete am 26. April ein umfangreiches Memorandum an Erzherzog Ferdinand, für den dies noch den Reiz der Neuheit hatte. Bertucci hatte auch eine Audienz bei ihm und Erzherzogin Maria118); er war noch voll Optimismus bezüglich des „Endsieges“ und erläuterte einmal mehr seine Pläne für den Einmarsch in Bosnien. Ferdinand gab ihm zwölf Edelleute und 50 Soldaten mit; für Mitte Mai wurde die Musterung des Heeres angeordnet und Georg Lenkovich zum obersten Anführer bestellt, da er des Italienischen und Kroatischen mächtig war119). Lenkovich hatte schon längst begriffen, wie schlecht es in der eroberten Festung stand. Er drängte auf rasches Handeln und zog vorläufig mit 1.000 Mann persönlich nach Clissa, um mit der Verstärkung auch Proviant und Munition zu bringen120). Am 5. Mai brach er endlich mit seinem Heer von Laibach auf: „Wie ich nun in diser Besorgung gehorsamist allezeit gestanden, es möchte diser zu früe angefangene Handl kein erwünschtes Endt gewinnen. ... Des Cavaliers Anschi ege halte ich für ein lauttere narattey, undt würde mit seinem fürgeben der Röm. Kaysl. Majestät ... noch Euer Fürstl. Durchlaucht auch dem ganzen hochlöblichen Haus Österreich wenig gedient . . 121). Bertucci marschierte im gleichen Zug mit seinen Leuten mit, und auch er war mit seinem Partner nicht zufrieden; er klagt über die große Unordnung und den Mangel an Organisation, welche bei diesem ganzen Unternehmen unter Lenkovich herrschten122). Am 19. Mai kamen sie mit ihrer Schar in Spalato an und konnten auch rasch den Belagerungsring der Türken durchbrechen. Dann jedoch begannen die 116) Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Generation der Familie Thurn- Valsassina zuverlässig bei Johann Heinrich Zedier Großes vollständiges Universal- Lexikon 43 (Halle - Leipzig 1745) Sp. 2013. Dagegen ist Constant von Wurzbach Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 45 ( Wien 1882) 114 bezüglich der Verwandtschaft sehr fehlerhaft, die Biographie des Raimund von Thurn jedoch besser als bei Zedier. Bei Grünfelder Uskoken 114 fälschlich als Gesandter des spanischen Vizekönigs in Rom bezeichnet. 117) Della Torre an Lenkovich, 1596 April 27: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 156f (Or. Wien). lls) Bertucci an Ehg. Ferdinand, 1596 April 26: ebenda fol. 136ff (Or. Wien); Bertucci an Harrach, 1596 April 26: AVA FA Harrach 717. 119) Ehg. Ferdinand an Rudolf n., 1596 April 26: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 142 (Or. Wien). Lenkovich schrieb auch in deutscher Sprache (FA Harrach 718). 120) Lenkovich an Ehg. Ferdinand, 1596 April 28 „Wörl“ (d. i. Schloß Otoöec/Krka): HHStA Ungar. Akten 356 fol. 158 (Or. Sarajevo). 121) Lenkovich an Ehg. Ferdinand, 1596 Mai 5 Laibach: ebenda fol. 185 (Or. Sarajevo). 122) Bertucci an Harrach, 1596 Mai 5 Laibach: ebenda fol. 186f (Or. Sarajevo).