Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602

Rudolf II., Clemens VIII. und die bosnischen Christen 99 langwierigen Verhandlungen zwischen den zuständigen Stellen, dem Reichs­hofrat und dem Hofkriegsrat sowie den kaiserlichen Vertrauensleuten Rumpf, Pezzen und Lenkovich, ferner mit dem damals schon in Wien erwar­teten päpstlichen Feldherm Gian Francesco Aldobrandini fanden ihren Nie­derschlag in den umfangreichen Briefen Bertuccis an Leonhard von Harrach vom Frühling 1596105). Aber während noch über Einzelheiten zwischen Laibach, Graz und Prag ver­handelt wurde, war die Festung Clissa seit den Morgenstunden des 7. April 1596 schon von den christlichen Verschwörern besetzt. Stefan Ruritsch, Ca- pitano della guardia di Ragusa, berichtete dem kaiserlichen Agenten Fran­cesco Jurkovich über die unmittelbaren Vorbereitungen: Die Häuptlinge und Anführer der Umgebung, Cerevich, Dregich, Vukich, Tadijch, Toma, Marcho und andere, kamen im Kloster von Trebinje zusammen und leisteten am Al­tar der hl. Jungfrau den Schwur, sie wollten sich mit 30.000 tüchtigen Solda­ten dem Kaiser zur Verfügung stellen, so wie es in den kaiserlichen Briefen und Patenten festgelegt sei; sie würden das Land im Namen des Kaisers ein­nehmen und unter dem kaiserlichen Banner gegen die ungläubigen Türken kämpfen; sie seien sogar bereit, für die Ehre Seiner Majestät zu sterben106). Von der Eroberung selbst gibt es eine große Anzahl sehr ausführlicher Schil­derungen, welche alle das eine gemeinsam haben, daß sie erst geschrieben wurden, als Clissa schon wieder an die Türken verloren war, und daß sie ver­suchten, einen Sündenbock für dieses Debakel zu finden107). Die Erstürmung gelang jedenfalls mit Hilfe der Wachmannschaften von Clissa, in der die Ver­schwörer Freunde gefunden hatten. Deswegen wollte man auch den empfoh­lenen günstigen Zeitpunkt auf keinen Fall vorübergehen lassen. Die Türken hatten wegen eines Festes die Festung zum Großteil verlassen; die Uskoken landeten in der Nacht zum Palmsonntag mit ihren Schiffen bei Spalato und zogen nach Clissa, von Osten kamen Paulo Pavich und Vincenzo Novakovich i°5) AVA FA Harrach 717: Jänner 20, Wien; März 8, Wien; März 15 (?), Wien; März 22, Prag; April 26, Graz; vgl. Mathaus-Voltolini Beteiligung 410. 106) Ruritsch an Jurkovich, s. d.: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 107, 110 (kroatisches Original Sarajevo); fol. 108f und 121/5f (italienische Übersetzung von der Hand Jur­kovich’, Or. Wien). 107) Constantino Prosperi (Ferrara, 1596 August 12) Relatione del’infelice avve- nimento dell’impresa di Clissa . . . (österreichische Nationalbibliothek Wien CVP 5990 fol. 214ff, ed. Lopásié Spomenici 1 236ff). Dieser Bericht ist einerseits literarisch in­sofern verfremdet, als hier alle Topoi einer klassischen Eroberung Vorkommen, ande­rerseits geht seine Tendenz dahin, das zu frühe Losschlagen der Brüder Alberti zu er­klären. Zwei Memoranden des Archidiakons von Clissa, Nicolö Alberti, wurden im November 1596 dem Kaiser in Prag vorgelegt; auch sie sollten zu ihrer Rechtfertigung dienen: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 260ff und fol. 266ff (Or. Sarajevo); das zweite edierte Lopásié Spomenici 1 256ff. - Pavich - Matié — Resetar Statut der Po- Ijica 392: Foto der beiden Schlüssel der Festung Clissa vom Jahr 1596, die in der Sa­kristei des Domes von Zengg aufbewahrt werden. Vgl. auch Bartl Westbalkan lOlf; Grünfelder Uskoken 109ff. 7*

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