Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602
Rudolf II., Clemens VIII. und die bosnischen Christen 97 wurden die kaiserlichen Patente für Bertucci und dessen Gefährten ausgestellt92). Doch war der Malteserritter damit offenbar nicht zufrieden, denn Ende November verfaßte er neuerliche Memoranden, in denen nun das Hauptgewicht auf die Bedeutung des Malteserordens für Bosniens zukünftige Verwaltung gelegt wird93 94). Schließlich präsentierte er seine Spesenrechnung: Da er sich seit sechs Monaten auf der Reise befinde und alles im Dienste Seiner Majestät unternommen habe, bitte er um Ersatz der Kosten Bei der notorischen Geldknappheit des Kaisers war dies eines der schwierigsten Probleme; es wurde zunächst nicht beachtet. Inzwischen hatte sich der junge Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich mit dem Clissa-Untemehmen angefreundet. Er trat, wie übrigens grundsätzlich auch Georg Lenkovich, Oberstleutnant der kroatischen Militärgrenze und Landeshauptmann in Krain, für die Unterstützung der Erhebung gegen die Türken ein. Mit der Eroberung Bosniens hätten die innerösterreichischen Länder für ewige Zeiten Ruhe vor den Türken; der Anfang dazu könne eben mit Clissa gemacht werden. Allerdings benötige man dringend Geld für die kaiserlichen Kriegsleute, Proviant und Munition95). Lenkovich erhielt vom Hofzahlmeister am 1. März 1596 20.000 fl. rh. speziell für das Clissa-Unternehmen gegen zukünftige Verrechnung in bar96). Weiters wurden ihm jene 50.000 fl., welche er dem Bartholomäus Pezzen für den Ankauf der Herrschaft Ulrichskirchen schuldig war, gegen spätere Ersetzung in anderer Form für diesen Kriegszug überlassen97). Dieser Dr. Bartholomäus Pezzen, kaiserlicher Sekretär und ehemaliger Botschafter in Konstantinopel, war Kriegskommissär für den ganzen ungarischen Feldzug und wurde nun auch für dieses Unternehmen der verantwortliche Organisator für Nachschub und Verrechnung98 *). Bertucci erhielt nun endlich auch das versprochene Weggeld und außerdem 60 fl. rh. monatlich als Dienstgeld für die dem Kaiser bisher geleisteten und 92) Mandate Rudolfs II., 1595 November 7: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 65—73 (Or. Wien). 93) Bertucci an Rudolf II., 1595 November 24: ebenda fol. 74ff (Or. Wien). 94) Bertucci an Rudolf n., 1595 November 25: ebenda fol. 78 (Or. Wien). 95) Erzherzog Ferdinand an Rudolf, 1596 März 25: ebenda fol. 96-101 (Or. Wien). Vgl. auch Friedrich von Hurter Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern, bis zu dessen Krönung in Frankfurt 6 (Schaffhausen 1853) 530ff. **) Hofkammerarchiv Wien (zit. HKA) Gedenkbuch 157 (Prag) fol. 420 (1596 März 1). ") Ebenda fol. 20v (1596 März 4); Pezzen erhielt dafür Schloß Troppau. 9S) Alfred Loebl Dr. Barthlmä Pezzen, ein österreichischer Staatsmann unter Rudolf II. (Zweiter Jahresbericht der k. k. Staatsrealschule Wien XVI, 1906/07). Den Hinweis auf diese seltene Schrift verdanke ich Herrn Heinrich Noflatscher. - Bertold Spuler Die europäische Diplomatie in Konstantinopel bis zum Frieden von Belgrad 1739 in Jahrbücher für Kultur und Geschichte der Slaven 11 (1935) 328. - Reise ins ungarische Kriegslager: HHStA Ungar. Akten 127 Konv. 2 fol. Iff (1595 September 6) u. ö. Mitteilungen, Band 33 7