Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602

Rudolf II., Clemens Vili. und die bosnischen Christen 95 daß er voll Eifer für die Aufgaben der Kirche arbeite7 * * 78). Sowohl Harrach als auch der kaiserliche Sekretär in Rom, Giovanni Battista Bemerio, drängten nun auf die Pragreise. Im Mai 1595 brach Bertucci nach Erhalt eines Geld­vorschusses wirklich auf, machte jedoch den Umweg über Dalmatien79). Denn inzwischen hatte Bertucci schon die kaiserlichen Mandate vom 15. April 1595, wie er sie in seinem Brief angeregt hatte, für sich, Pavich, Si­ro tkovich und Alberti durch Vermittlung des kaiserlichen Hauptmanns von Zengg erhalten80). Vielleicht wurden ihm jene Patente nicht prompt ausgelie­fert, denn er beklagte sich später beim Kaiser, daß Lenkovich und der Hauptmann von Zengg (d. i. Georg Paradeiser) das Unternehmen verzögert hätten; der Kaiser möge diese beiden deswegen zur Rede stellen81). Doch konnte er im August 1595 in Bosnien schon als amtlich beglaubigter kaiserli­cher Vertrauensmann auftreten82). Bertuccis Reiseroute läßt sich in etwa durch die ausgestellten Patente der einheimischen Würdenträger verfolgen: Im Juli war er in Antivari/Bar, an­schließend bis 10. August in Ragusa/Dubrovnik, am 15. August in Poglizza, um den 18. August in Sarajevo, am 29. August in Scardona/Skradin bei Si- benik, am 8. September wieder in der Nähe von Sarajevo, nochmals im Klo­ster bei Sutischa83). Im September 1595 dürfte er durch Karlstadt/Karlovac gekommen sein, wo sich damals auch Fra Cipriano Guidi, ein bekannter Us- koken-Agent, aufhielt84). Ende Oktober sah sich Bertucci ,nach jahrelangen Anstrengungen* endlich am Ziel seiner Wünsche, als er am Prager Kaiserhof anlangte. Ob er jemals persönlich mit dem Kaiser verhandeln konnte, läßt sich aus dem vorhande­nen Material nicht klären. Jedenfalls hatte er nun Gelegenheit, seine Patente an kompetenter Stelle vorzuzeigen und neuerlich Denkschriften über seine Projekte auszuarbeiten. Rudolf II. lebte damals schon äußerst zurückgezogen und verkehrte fast nur über Wolf Rumpf und Paul Sixt Trautson mit seiner Umwelt85). Doch waren die Vorschläge Bertuccis so beschaffen, daß sie ge­7S) Ebenda fol. 19 Kopie des päpstl. Mandats (Or. Wien). 79) Ebenda fol. 15ff: Bemerk) an Harrach, 1595 März 8 (Or. Wien); Bernerio an Rudolf II., 1595 April 25: HHStA Hs. W 290 Bd. 8 fol. 840. 80) Kaiser! Patente von 1595 April 15: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 13f und 25-30 (Or. Wien), ed. Lopásié Spomenici 1 195. Daß Bertucci damals nicht in Prag war, wie Bartl Westbalkan 99 annimmt, geht aus den erwähnten Hinweisen Bernerios her­vor. 81) Bertucci an Rudolf n., 1595 Oktober 26: ebenda fol. 56 (Or. Wien). 82) Fra Gregorio Masnovich an Rudolf II., 1595 August 19: ebenda fol49f (Or. Sa­rajevo). 83) Ebenda fol. 19—24 zeitgenössische Kopien der Patente (Or. Wien) und fol. 37-50 Briefe der bosnischen Primaten an den Kaiser von 1595 Juli - August (Or. Sarajevo). Der Aufenthalt in Sarajevo im September 1595 ist nicht gesichert, da dieses Patent nur eine Abschrift desjenigen vom 8. September 1594 ist. “) Lenkovich an Bartholomäus Pezzen, 1595 September 30: ebenda fol. 51 f (Or. Sarajevo). Zu Fra Cipriano Guidi Grünfelder Uskoken passim. 85) Vgl. Anton Gindely RudolfII. und seine Zeit 1 (Prag 1863) 46ff; R. J. W.

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