Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)

SPRINGER, Elisabeth: Kaiser Rudolf II., Papst Clemens VIII. und die bosnischen Christen. Taten und Untaten des Cavaliere Francesco Antonio Bertucci in kaiserlichen Diensten in den Jahren 1594–1602

94 Elisabeth Springer fenen Heeres und auf die Eingliederung der Länder in das Reich sollte der Kaiser an bestimmte Personen Titel und Würden verleihen, wodurch in Mit­teldalmatien eine der innerösterreichischen Militärgrenze vergleichbare Zone entstanden wäre. Bertucci präsentierte die Wünsche dieser Würdenträger dem Kaiser: Giovanni Alberti, Nobile di Spalato, ersucht Seine Majestät, ihm das Gebiet von Sinj und Cetina mit dem Titel Marchese zu verleihen; Paulo Pavich, Conte di Poglizza, und Paulo Sirotkovich, Archidiakon von Clissa, bitten um Verleihung der Grafschaft Salona, welche sie gemeinsam verwal­ten wollen. An weiteren Adeligen des Landes, die sich um kaiserliche Ver­günstigungen bewarben, werden aufgezählt: Conte Stephano Covachich, Vorza Gendisalich (Conte delle Saline inferiore et superiore), Conte Gasparo Francsich, Vaivoda Abraam de Jaiza, Vaivoda Lula Cachicovich, Conte Zadia Mitrovich, Conte Barissa Cachicovich, Conte Giovanni Michulich, Andrea Borovichiarum und Pietro Bartholovich. Sie alle bemühten sich durch Ver­mittlung Fra Mariano Alinich’s, von Bertucci dem Kaiser als besondere Wür­denträger und Adelige genannt zu werden73). VII Nachdem also ausführlich Bertuccis Pläne besprochen wurden, sei der zeitli­che Ablauf rekonstruiert, wie er diese dem Kaiser darlegte. Das große Memo­riale Bertuccis, das Botschafter Harrach im August 1594 dem Kaiser über­sandte, hatte offenbar seinen Zweck erreicht. Harrach kehrte im Oktober 1594 aus gesundheitlichen Gründen in die Heimat zurück74) und hatte bald darauf Gelegenheit, dem Kaiser in Prag Näheres über Bertucci mitzuteilen; der Kaiser befahl, dieser solle möglichst rasch persönlich nach Prag kom­men75). Etwa zu dieser Zeit, nämlich im September 1594, war Bertucci wahr­scheinlich für kurze Zeit in Albanien und Bosnien; aus dieser Zeit sind die ersten Patente datiert, die er von seinen Landsleuten erhielt. Fra Mariano Alinich, Provinzialoberer des Minoritenordens und „Minister“ von Bosnien, ernannte am 8. September 1594 in seinem Kloster „Corciabani“ bei Sutis- cha/Sutjeska (bei Sarajevo) Bertucci zu seinem Gesandten bei Kaiser und Papst76). Im Jänner 1595 erhielt Bertucci Nachricht von Harrach mit dem neuerlichen kaiserlichen Auftrag, umgehend nach Prag zu kommen. Im Februar dieses Jahres war er nochmals in päpstlicher Audienz77); aber erst im April erhielt er von Kardinal Pietro Aldobrandini das gewünschte schriftliche Zeugnis, 73) HHStA Ungar. Akten 356 fol. 21 ff und fol. 57 (Or. Wien). 74) Harrach Rohrau 61. 75) Bemerio an Harrach 1595 März 8: HHStA Ungar. Akten 356 fol. 15f (Or. Wien). Zu Bemerio vgl. Gerhard Rill Giovanni Battista Bemerio in Dizionario biográfico degli Italiani 9 (Roma 1967) 3351 76) HHStA Ungar. Akten 356 fol. 5-8, zeitgenöss. Kopien (Or. Wien). 77) Bertucci an Harrach, 1595 Februar 25: ebenda fol. 13f (Or. Wien).

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