Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna CoRETH: Fra Hippolito da Pergine und Kaiser Leopold I.

Fra Hippolito da Pergine und Kaiser Leopold I. 81 lang allein mit ihm sprechen, wobei diese Unterhaltung außerordentlich be­friedigend ausfiel34). Er habe noch niemanden kennengelernt, urteilte P. Hippolito, der ihm als Prinzenerzieher so geeignet schien, sowohl was die weltliche Klugheit wie auch die geistliche Weisheit anbelangte; so viel Inner­lichkeit und zugleich äußeres Auftreten fand er bei ihm, daß er erstaunt und ergriffen war. Er würde, meint er, einen Fürstensohn in keine anderen Hände legen, aber der Kaiser möge nach seinem eigenen Urteil und dem Rat erfah­rener Leute handeln. Nachdem sich Kaiser Leopold aber für Salm entschlos­sen hatte, dauerte es noch lange, bis die Ernennung erfolgte. Hippolito ließ nicht locker, bis endlich im Juni 1685 die Zusage an den Fürsten Salm er­ging, der aber erst am 1. November dieses Jahres sein Amt antreten konn­te35), das ihm viele Schwierigkeiten bereitete, ihm aber die Hochschätzung Josephs brachte36). Hippolito blieb mit ihm freundschaftlich verbunden, auch als viele Hofleute sich von dem Pater abwandten. Parallel zu dieser Bemühung ging die Suche nach einem Präzeptor für Erz­herzog Joseph, und hier hatte P. Hippolito noch mehr die Hand im Spiel. Kaiserin Eleonora schrieb ihrem Vater rundweg: „Er ist derjenige, der uns den Rumei vorgeschlagen. Gott vergelt es ihm37).“ Auch die Wahl des Franz Ferdinand Rummel von Pfrentsch bewährte sich, er wurde der geliebte langjährige Lehrer Josephs. Aus Weiden in der Oberpfalz 34) Farn. Korr. 12 fol. 39r. Für diesen Zeitpunkt spricht der Umstand, daß vom Be­such von Kirchen zur Erfüllung des Jubiläumsablasses die Rede ist, der anläßlich der Türkengefahr für Wien vom Papst bewilligt worden war (Héyret Korr. 2 54ff). Unter diesem Prätext konnte er unauffällig den Fürsten Karl Theodor Otto Salm im Haus des Obersthofmeisters der Kaiserin-Witwe Eleonore besuchen. — Nach P. Hippolitos Urteil hatte Salm einen „spirito magnanimo quanto alia terra et molto illuminato di celesti cognitioni“. Vgl. das analoge Urteil des Kaisers bei Héyret P. Markus von Aviano 400. (Eucharius Gottlieb Rinck) Josephs des Sieghafften Röm. Kaysers Leben und Thaten (Köln 1712) 20ff, mit Abbildung (Kupferstich). 35) Hippolito an Leopold: Fam. Korr. 12 fol. 90r. Leopold schreibt an Marco d’Aviano am 21. Oktober 1685: „. . . che al piü lungo per la Festa di tutti li Santi re- sterä in custodia il tenero mio figlio delle donne“ (Klopp Corrispondenza 94 n. 104); vgl. (Rinck) Josephs ... Leben und Thaten 24. 36) Inzwischen bangte er um sein Amt, weil seine Tochter sich weigerte, ein Mit­glied der damals bei Hof sehr mächtigen Familie der Fürsten Dietrichstein zu heiraten, und meinte, daß ihm deswegen nachts die Fenster eingeschlagen worden wären: Hip­polito an Leopold (Fam. Korr. 12 fol. lllv). (Rinck) Josephs . .. Leben und Thaten 25 gibt an, Fürst Salm hätte „nicht wenig Verfolgung ausstehen müssen“, da er sich von der Geistlichkeit, besonders von den Jesuiten, die bisher auf die Prinzenerziehung in Österreich viel Einfluß hatten, nichts „einreden lassen“ wollte. — Auch waren Hof­kreise gegen seine Ernennung, weil er nicht aus den kaiserlichen Erblanden sondern aus dem Reich stammte. Vgl. Die Relationen der Botschafter Venedigs über Deutsch­land und Österreich im siebzehnten Jahrhundert, hg. von Joseph Fiedler 2 (FRA 11/27, Wien 1867) 250. - Am 19. Juni 1787 schrieb P. Hippolito an Kurfürst Philipp Wilhelm von der Pfalz, Salm habe solche Brocken zu schlucken, daß er daran vor Auf­regung zugrunde gehen oder sich zurückziehen werde; GStA Mü. K. bl. 55/18. Am 9. Mai 1688 beruft er sich auf den Fürsten Salm, der Hippolitos Eintreten für Leopold, dessen Söhne und das Reich bezeugen könne: ebenda. 37) 168 4 März 22 Linz: GStA Mü. K. bl. 45/9. Mitteilungen, Band 31 6

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