Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)

Österreich und Sancta Maria de Anima 475 tius 1. Kl. (im Botschafterrang) in Wien sah sich der österreichische Bundes­präsident veranlaßt, Pastor den Titel eines ao. Gesandten und bevollmächtig­ten Ministers zu verleihen82). Auf den Historiker Pastor, dessen Reputation in Wien groß und in Rom noch größer war, fiel die Wahl Dr. Michael Mayrs, des damaligen Staatssekretärs für die Vorbereitung der Verfassung83). Staatssekretär Dr. Otto Bauer und der Präsident des Staatsratsdirektoriums Karl Seitz hatten schon 1918 an die Entsendung des Mitgliedes der proviso­rischen Nationalversammlung und päpstlichen Kämmerers, des Wiener Ge­meinderates Dr. Josef von Baechle84), gedacht. Im Frühsommer 1919 war der Chefredakteur der Reichspost, Dr. Friedrich Funder85), für diesen Posten im Gespräch, und einige Monate später wurde von Tiroler Seite die Betrauung des Unterstaatssekretärs Egon von Pflügl86) mit dieser Mission gewünscht. Bei Staatssekretär Dr. Mayr und der österreichischen Regierung gab die Tat­sache, daß Pastor noch immer in Rom in der Via della Croce 74-76 eine .Wohnung besaß und wegen der von der italienischen Regierung verfügten Beschlagnahme des Historischen Instituts ohnehin auf eine Zeit nach Rom gehen mußte, den Ausschlag, sich für Pastor zu entscheiden; nach dem Raub des Palazzo Venezia hatte der österreichische Geschäftsträger in seiner Pri­vatwohnung einen vorläufigen Amtssitz87). Auf die Entsendung des Gelehr­ten Pastor, der im Vatikan als aggradatissimo begrüßt wurde, reagierte auch res ZI. 3327/1920, Staatskanzler Renner an Mgr. Jean Baptist Ogno-Sera, Gesch. Trä­ger des Hl. Stuhls, 1920 Februar 19; Bemerkungen anläßlich des Diplomatenempfangs, 1920 Jänner 17; Engel-Janosi Vom Chaos 16. Anläßlich der Entsendung Pastors nach Rom gab das Staatsamt für Finanzen auf Bitten des Staatsamts für Äußeres die Zustimmung zur Verwendung des seinerzeit für die Entsendung des Hofrates Viktor Pozzi zur Vertretung der österreichischen Interessen bei der königl. italienischen Re­gierung bestimmten Kredits, da Pozzis Sendung unterblieb. Vgl. N. Admin. Reg. 81 (Personalakt Pastor): Österr. Staatsamt für Äußeres (= ÖStaA) ZI. 8311/1920, ZI. 11931/1920, ZI. 16540/1920. 82) Ebenda ZI. 21370/1921; Bundesministerium für Äußeres (= BMA) ZI. 2694/1921, ZI. 78264/1921; Pastor Tagebücher 700. 83) Pastor Tagebücher 670; Engel-Janosi Vom Chaos 16. Zu Dr. Michael Mayr (1864-1922) vgl. ÖBL 6 (Wien 1972) 440; Richard Schober Der Nachlaß von Univ.- Prof. Dr. Michael Mayr, Bundeskanzler und Archivdirektor in Innsbruck in Scrinium 15 (1976) 50f. 84) HHStA N. Admin. Reg. 203 (Gesandtschaft Rom Vatikan): Deutschösterr. Staatsamt des Äußern ZI. 2914/1918, Vermerk auf dem Referentenbogen: „bis auf wei­teres zu asservieren 13. 12. Pflügl“; Schreiben Dr. Josef von Baechles an Staatssekretär Dr. Otto Bauer, 1918 Dezember 12. 85) Pastor Tagebücher 675; Friedrich Funder Vom Gestern ins Heute (Wien 1952) 627f; Rudolf Neck Zeitgeschichtliche Literatur über Österreich I in MÖStA 6 (1953) 430. Zu Dr. Friedrich Funder (1872-1959) vgl. NDB 5 (Berlin 1962) 730-731. 86) HHStA N. Admin. Reg. 203 (Gesandtschaft Rom Vatikan): Deutschösterr. Staatsamt für Unterricht an Deutschösterr. Staatsamt für Äußeres ZI. 3590/k, 1919 November 1; Deutschösterr. Staatsamt für Äußeres ZI. II 11959/6; Staatskanzler Dr. Karl Renner an Landeshauptmann Josef Schraffl, 1919 November 14. Zu Egon von Pflügl vgl. Oswald Knauer Österreichs Männer des öffentlichen Lebens von 1848 bis heute (Wien 1960) 69. 87) Pastor Tagebücher 664, 670; Engel-Janosi Vom Chaos 16.

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