Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)
468 Anna Hedwig Benna zwischen dem Hl. Stuhl und dem Kaiserhof erließ Papst Pius IX. am 15. März 1859 das Breve Praeclara instituta32). Dieses begrenzte den Kreis der an der Stiftung teilnahmsberechtigten Personen, für die die Stabilimenti Imperiali e Reali Teutonici di Santa Maria deU’Anima als Gottesdienststätte und Pilgerhospiz dienen sollten, auf Pilger und in Rom lebende Bedürftige aus Staaten des Deutschen Bundes und, soweit sie flämischer und holländischer Muttersprache waren, auf solche aus Belgien und Holland33). Der an der Anima wirkende Klerus sollte ebenfalls aus den Staaten des Deutschen Bundes kommen. Den Belgiern und Holländern sollte eine Entschädigung für ihre früher innegehabten Rechte zuteil werden34). Das Breve ordnete an, daß die Stiftung unter dem Schutz des Kaisers von Österreich stehe und daß dieser das Recht besitze, den Rektor zu ernennen35). Das Recht, den Rektor, einen hervorragenden österreichischen Priester, der aus dem Staatsschatz zu besolden sei, zu ernennen, hatte sich Kaiser Franz Joseph unabhängig vom Ausgang der kanonischen Visitation in einer Entschließung 1854 Vorbehalten36). In dem Breve wurde ihm dieses Recht ausdrücklich zugestanden: Der von ihm Ernannte wird durch den Kardinalprotektor bestätigt37). Die Untersuchungen des deutschen Predigers der Anima, des Abgeordneten der Paulskirche und späteren Rotaauditors und Reggente der Anima, Alois Flir, in den Jahren vor dem Erlaß des Breves hatten ergeben, daß ein Eigentumsrecht Österreichs trotz großer Verdienste an der Anima nicht zu erweisen war, da keine Umwandlung der Stiftung durch förmliche Verträge und nachfolgende kirchliche Sanktion erfolgt sei: Österreich könne daher nur das Protektorat über die Stiftung beanspruchen. Auf Grund der mit Flir übereinstimmenden Meinungen der Minister für Unterricht und Kultus Thun und für Äußeres Buol entschloß sich der Kaiser zu einer Rückführung der Anima auf ihre stiftungsmäßigen Grundlagen38). Nach Meinung Flirs waren das kaiserliche und päpstliche Protektorat historisch begründet. Das eine könne durch die österreichische Botschaft beim Hl. Stuhl, das andere durch einen Kardinalprotektor ausgeübt werden, der am besten von Kaiser und Papst gleichzeitig ernannt wird39). Durch das Breve erfuhr der 32) Druck: Kerschbaumer Geschichte 80-87; Nagl—Lang Urkundliches 79—82. 33) Nagl-Lang Urkundliches 79; Schmidlin Geschichte 761; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 63. 34) Nagl-Lang Urkundliches 81; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 59. 35) Nagl-Lang Urkundliches 79; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 63f. Schmidlin Geschichte 761. 36) HHStA Admin. Reg. F 26/3: Handschreiben Kaiser Franz Josephs an den Minister des Äußern Buol-Schauenstein, 1854 Dezember 12. 37) Nagl-Lang Urkundliches 81; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 64. 38) HHStA Admin. Reg. F 26/3: Promemoria Alois Flirs an Minister Thun, 1853 Oktober 19, als Beilage zur Note Thuns an Buol, 1854 Februar 9; Vortrag Buols an den Kaiser, 1854 Februar 22; Schmidlin Geschichte 742; Blaas in MÖStA 11 127f; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 41. Zu Alois Flir (1805-1859) vgl. Nikolaus Graß österreichische Historikerbiographien 1 (Innsbruck 1957); H. Riedl Alois Flir und St. Maria delVAnima in Rom in Dolomiten 55 (Bozen 1959) 9. 39) Lenzenweger in MÖStA 13 380f.