Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Adam WANDRUSZKA: Leopold II., die „Welschen Confinen“ und die Stände Tirols
Leopold II., die „Welschen Confinen“ und die Stände Tirols 157 II Tirolo é paese tutto montuoso, ma ä fertili vallate, gran’popolazione, molta industria e gente robusta e da fatica, i suoi prodotti sono Miniere e sale. Questo paese sta molto bene, i contadini sono tutti possessori, anno gran bestiame e pasture e molta industria, non vi sono forestieri ehe vi possiedino, ed anno in quel paese dei stati con molti privilegij ed autoritä dei quali sono gelosi alTestremo, non danno reclute ehe al loro solito Reggimento Tirolese, non anno coscrizzione e non pos- sono essere tassati ne messili imposizzioni ehe di consenso dei Stati medesimi. Per questo il Paese sta bene, spesso sono stati vessati per levarli quei privilegi, ma questi ai quali loro sono moltissimo attaccati e ehe sono utili al paese ed al Sovrano li vanno mantenuti,0).“ Von der hier ausgesprochenen Überzeugung, daß die ständischen Privilegien Tirols für das Land und den Landesfürsten nützlich und daher erhaltenswert seien, einer Überzeugung, die er ganz allgemein für alle Länder der Monarchie als Regel auf stellte („salvi sempre i privilegi e prerogative dei rispettivi paesi da mantenersi sempre sagrosanti“)10 11), wollte Leopold nun auch in der kritischen Situation bei seinem Regierungsantritt nicht abgehen. Dennoch bot sich gerade in der althergebrachten ständischen Verfassung selbst eine Handhabe, um den Ständen einerseits Schwierigkeiten zu bereiten, die das Zustandekommen einer ständischen Einheitsfront verhindern und die Opposition zersplittern und ablenken sollten, zugleich aber dem durch den jose- phinischen Zentralismus gereizten und gekränkten Selbstbewußtsein der Stände durch großzügige Zugeständnisse und Versprechungen sowie durch Erklärungen entgegenzukommen, die noch dazu durchaus den tiefeingewurzelten persönlichen Überzeugungen des neuen Herrschers entsprachen. Daß dabei das Prinzip des „Divide et impera“ eine wesentliche Rolle spielen mußte, lag schon in der Situation, die als größte Gefahr die einer ständischen Einheitsfront gegen den Herrscher in allen Ländern und zwischen den Ständen aller Länder barg. So hatte Leopold in der so verwickelten niederländischen Frage in einem Brief an Marie Christine vom 3. Februar die Hoffnung ausgesprochen, daß innerhalb der Stände „le tiers Etat prend le dessus“ 12). Auf der Reise nach Wien aber hat er, nunmehr als neuer Herrscher, bei seiner ersten Station auf dem Boden der Österreichischen Monarchie, in Mantua, versprochen, die Bitte der Mantuaner nach neuerlicher verwaltungsmäßiger Trennung von Mailand zu erfüllen und er hat dieses Versprechen dann auch gehalten. Hatte doch die unter Joseph II. erfolgte Aufhebung der alten historischen Einheiten der Herzogtümer Mailand, Mantua und Sabbioneta und des Fürstentums Bozzolo durch ihre Verschmelzung zur „Lombardia austriaca“ trotz der unbestreitbaren Zweckmäßigkeit und Rationalität dieser Maßnahme in den betroffenen Gebieten und besonders eben in Mantua viel böses Blut gemacht13). 10) Riflessioni 1. c. ”) Riflessioni 1. c.; Wandruszka Österreich am Ende der Regierungszeit Maria Theresias 58. 12) Leopold an Marie Christine, 1790 Februar 3: Wolf Briefwechsel 89. 13) Wandruszka Leopold II. 2 251; dsbe Österreich und Italien im 18. Jahrhundert (Österreich Archiv, Wien 1963) 86f.