Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Rudolf NECK: Vorrede
VORWORT Dem vorliegenden Band muß, soweit er als Festschrift aufgefaßt werden will, eine Rechtfertigung seiner selbst vorausgehen, denn er erscheint in dieser Eigenschaft durchaus ohne Wissen und Willen dessen, dem er gewidmet sein soll. Zu spät - als bereits der Satz fast fertig vorlag — hat Richard Blaas vom Vorhaben seiner Kollegen im Staatsarchiv erfahren und sich dem Unvermeidlichen fügen müssen. Seine langjährigen Mitarbeiter und Kollegen möchten aber gerade ihm eine derartige Ehrung nicht vorenthalten, so sympathisch uns auch immer sein persönlich bescheidenes Wesen ist. Richard Blaas stammt aus Tirol, seine Familie ist weit verzweigt und hat unter anderem namhafte Maler hervorgebracht. Als Sohn eines Schneiders und Landbriefträgers hat er es in der Jugend nicht immer gerade leicht gehabt. Schon die Zeit, in die er hineingeboren wurde, war sehr ernst. Wenige Tage nach dem 20. April 1915, an dem er im Dorf Tirol das Licht der Welt erblickte, wurde in London jener unselige Vertrag zwischen der Entente und Italien unterzeichnet, der einen Monat später seine Heimat zum „rückwärtigen“ Frontgebiet machte und letzten Endes zum Verlust Südtirols führen sollte. Gerade die Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges waren aber für den Bildungsgang des Knaben entscheidend, und er bekam hier bald die Schwierigkeiten seitens der faschistischen Unterdrückungspolitik zu spüren. Nur seiner außerordentlichen Begabung und seinem zähen Fleiß verdankte er letztlich seine Schulerfolge. Er besuchte nach der Bürgerschule zunächst das Gymnasium in Meran und kam nach vier Jahren an das bischöfliche Knabenseminar daselbst. Im Jahre 1932 bestand er hier die Matura; für sein weiteres Leben und seinen Beruf war es dabei von Wichtigkeit und großem Nutzen, daß er seit dieser Zeit die italienische Sprache genau so fließend wie die deutsche beherrscht. Blaas entschied sich zunächst für den Priesterberuf und bewarb sich um Aufnahme in den Jesuitenorden. Bis 1934 war er Novize in St. Andrä im Lavanttal. Im Jahre 1935 bereitete er sich im Kollegium auf dem Freinberg in Linz auf die österreichische Reifeprüfung vor, die er noch im selben Jahr in Kalksburg als Extemist ablegte. 1935 bis 1938 studierte er an der theologischen Fakultät der Universität Innsbruck Philosophie. Schon damals leistete er im Rahmen von studentischen Organisationen und Veranstaltungen der „Vaterländischen Front“ ostentativ Widerstand gegen die drohende Gefahr des Nationalsozialismus. Er hat diese seine Überzeugung auch nach dem Anschluß 1938 an der Universität Wien, wo er zunächst weiterstudierte, nicht ohne Gefahr für seine eigene Person offen unter Beweis gestellt. Kurz nachdem er 1939 nach Innsbruck zurückgekehrt war und das Studium der Mitteilungen, Band 31 1