Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

Rezensionen

Rezensionen 561 teressanter Ausblick auf den städtereichsten Teil Schwabens, wo die In­tegration der Städte in die landesfürstlichen Gerichts- und Verwaltungs­bezirke besonders deutlich zu verfolgen ist; Herbert H e 1 b i g (Die bran­denburgischen Städte des 15. Jahrhunderts zwischen Landesherrschaft und adligen Ständen: S. 227—250) — die zum Teil anarchischen Zustände in der Mark wirkten sich lähmend auf die wirtschaftliche Lage der Städte aus; Josef Joachim Menzel (Die schlesischen Städte am Ausgang des Mittelalters: S. 251—274) — der Rückblick auf das entscheidende 13. Jahr­hundert ist unerläßlich, will man die Stagnation, ja sogar das „Entwick­lungstief“ (S. 252) in Schlesien verstehen; Wilfried Ehbrecht (Bür­gertum und Obrigkeit in den hansischen Städten des Spätmittelalters: S. 275—302) — eine Vertiefung der von Walter Schlesinger formulierten Frage, ob nicht auch Ratsherrschaft als Stadtherrschaft zu definieren sei; und Wilhelm Krimpenfort (Das landständische Bürgertum Altpreu­ßens zwischen Mittelalter und Neuzeit: S. 361—390) — der Autor ver­wendet für diese Ergänzung seiner Dissertation den Ausdruck „Ver­such ..., die Lebensverhältnisse der Bürger in den altpreußischen Land­städten zu beschreiben“ (S. 361), da das darauf ausgerichtete Quellen­studium noch aussteht. Als letzte Gruppe seien die „außerösterreichischen“ und „außerdeutschen“ Arbeiten angeführt, wobei selbstverständlich keine Reihung nach der Qualität gemeint ist. Dietrich Schwarz bespricht Die Städte der Schweiz im 15. Jahrhundert (S. 45—62) mit dem Charak­teristikum des Zurückdrängens des Adels in der städtischen Herrschaft und dem Aufstieg des Bürgertums zum Bürgermeisteramt. Aus Sergij V i 1 f a n Stadt und Adel — Ein Vergleich zwischen Küsten- und Binnen­städten zwischen der oberen Adria und Pannonien (S. 63—78) ist er­sichtlich, daß die jugoslawische Stadtgeschichtsforschung noch viel aufzu­holen hat, um die detaillierten Erkenntnisse der bisher genannten Bei­träge zu erreichen. Vor allem aber darf nicht der Eindruck erweckt wer­den, als müßten istrische und binnenländische (krainische, untersteiri­sche) Städte für das 15. Jahrhundert unter einen Hut gebracht werden —, erst in der Diskussion fiel für das istrische Küstenland das wichtige Wort von der venezianischen Herrschaft. Wie hoch hingegen das Niveau der ungarischen Stadthistoriker ist, wie speziell ausgebaut hier bereits die Forschungsergebnisse sind, geht aus György Bonis Die ungarischen Städte am Ausgang des Mittelalters (S. 79—94) sehr deutlich hervor. In einem knapp und konzis gegliederten Referat stützt Bonis die These von J. Szücs, daß der Aufschwung der Städte zugleich mit der Erstarkung des Ständetums abläuft. Den Abschluß des Bandes bildet Tadeusz Ros- lanowski Polens Städte und Bürgertum am Ausgang des Mittelal­ters unter besonderer Berücksichtigung der Handelsbeziehungen und des Handelskapitals (S. 391—417). Bei aller Fülle des Dargebotenen fallen gewichtige Lücken für das mit­teleuropäische Städtewesen auf. Es ist begreiflich, daß man sozusagen in Weiterführung des schlesischen auch den polnischen Städtekomplex ein­bezieht. Aber entfernt man sich damit nicht doch zu sehr vom mittel­europäischen Mittelalter zugunsten des osteuropäischen Raums, während Bayern, Böhmen und nicht zuletzt auch Nordfrankreich und die Nieder­lande unberücksichtigt bleiben? Man mag geteilter Meinung darüber sein, Mitteilungen, Band 30 36

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