Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)
Rezensionen
Rezensionen 559 Band der Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas vgl. die Besprechung in MÖStA 27 [1974] 499—502), ging man beim dritten Zusammentreffen in Villach 1973 von dieser vielleicht zu strikten Einordnung ab und erreichte damit Zweierlei: Jedem Vortragenden war so die Möglichkeit gegeben, ohne Rücksicht auf die willkürliche Zäsur einer Jahrhundertwende sein Referat dem Ende einer auf gezeigten Entwicklung gemäß auslaufen zu lassen und Neuansätze in ihrer späteren Ausformung anzudeuten. Für die zahlreichen Diskussionen brachte die geschickte „Überspielung“ konkreter Daten für den Beginn der Neuzeit den Vorteil, daß nie meist ins Uferlose führende Meinungsdifferenzen über eben deren exakte Bestimmung den Mittelpunkt der Wortmeldungen bildeten, — das Ergebnis war ein sehr sach- und fachbezogener Meinungsaustausch. Mühelos gelangte man daher in der großangelegten Schlußdiskussion (S. 303—312) zu der Vereinbarung (S. 306 f), die nächste Zusammenkunft in Wien (1974) der Stadt am Übergang zur Neuzeit zu widmen. Trotz dieses Fortschritts auf dem Sektor der sich an die einzelnen Vorträge anschließenden Debatten gilt es — wie schon in MÖStA 27 501 f — festzuhalten, daß weiterhin der Unterschied zwischen ausgefeiltem Podiumswort und zu flüchtig eingeworfenem Diskussionswort bestehen blieb. Dies wird vor allem dann auffallend spürbar, wenn kurz angeschnittene, oft weiterführende Fragen nicht aufgegriffen werden und so ihr Inhalt vernachlässigt wird. Als Lösung böte sich eine straffe, vereinheitlichende redaktionelle Überarbeitung an, die, selbstverständlich wertungsfrei, nach formaler Gliederung und stilistischer Gestaltung sucht. Dabei ist sich die Rezensentin des geforderten Zusatzes an Arbeit durchaus bewußt —, der lohnende Ertrag bestünde darin, daß wertvolle, nur „im Vorübergehen“ angedeutete Anregungen nicht in der Masse rein zustimmender oder bestätigender Aussagen untergingen. Zur Klarstellung von Wesen und Charakter der mitteleuropäischen, spätmittelalterlichen Stadt wurde ein erlesener Kreis von Fachleuten aufge- boten. Hiebei ist durchgehend ein wesentliches Faktum zu beobachten: Bei aller Vielzahl von der Geschichte benachbarten und stets einbezogenen Disziplinen vermißt man mit einer Ausnahme, die die Regel bestätigt, ein näheres Eingehen auf die Kunstgeschichte der Stadt. Zwar klangen einige Male auf Bauwesen und den verstärkten Buchdruck bezogene Äußerungen an, ein eigenes Kapitel über die Kulturfunktion schaltete aber nur Wilhelm Neumann für die Kärntner Städte (S. 136— 140) ein. Meines Erachtens ist aber eine umfassende Würdigung der Stadt für den zur Rede stehenden Zeitraum nicht mehr ohne Einbeziehung der kulturellen Leistung möglich: Nicht zuletzt ist — die aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen städtischen Kunstwerke sprechen eine beredte Sprache — die städtische Kultur ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal für die Stadt gegenüber der bäuerlichen Kunst, der Volkskunde, des umgebenden Landes. Hinweise auf eine „reiche Blüte der Künste“ (S. 261) oder das Bildungswesen (S. 271) genügen hier nicht mehr. Ganz zu Recht betont Dietrich Schwarz (S. 53), daß es „nun mehr um den inneren Ausbau, in baulicher wie in rechtlicher Hinsicht“ ging, und schneidet damit einen Teilaspekt städtischer künstlerischer Leistung an. Diese Feststellung wäre es wert, zum Generalthema der für die Zukunft geplanten