Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

WEINZIERL, Michael: Das Commonwealth vom Aufstand der Presbyterianer bis zum 2. Staatsstreich der Armee 1659

Das Commonwealth 1659 11 der bereits geschilderten Gesetzesvorhaben fort. Während des Höhe­punkts der Krise beriet der Rumpf ein Unionsgesetz mit Schottland. Die Differenzen über die Gewährung religiöser Toleranz an Sekten in Schott­land, die Regelung des Rechtswesens und des schottischen Steueranteils erwiesen sich jedoch letztlich als unüberbrückbar44). Die Vorbereitungen der Verschwörer konzentrierten sich besonders auf die westlichen Graf­schaften, Teile der Midlands, London und Ostengland; sie beabsichtigten anscheinend, möglichst viele Hafenstädte in ihre Hand zu bekommen, um eine Landung Karls II. zu ermöglichen45). Doch zahlreiche Schwierig­keiten traten dem Bündnis zwischen „alten“ Royalisten und Presbyte­rianern entgegen. Die Katholiken, einst und in späteren Jahren eine den Stuarts besonders ergebene Minderheit, beteiligten sich fast geschlos­sen nicht an der Verschwörung; die tolerantere Religionspolitik der letzten Jahre erweckte sogar Hoffnung auf offene Tolerierung. Bordeaux schrieb im Oktober: „Religion is in an equally bad condition, and never were the Catholics more full of hope of obtaining liberty of conscience“ 46). Die anglikanischen Aristokraten waren, wie Roots formuliert, teilweise un­willig, mit den Presbyterianern zusammenzuarbeiten, die ihre Kirche fast zerstört und ihre Länder teilweise beschlagnahmt hatten47). Nach müh­samen Verhandlungen einigten sich die Entschlosseneren, am 1. August mit dem Aufstand zu beginnen. Diese Gruppierung bestand mehrheitlich aus jüngeren, unerfahrenen Leuten, die über großen Reichtum verfügten. Wenige Tage zuvor war auf gedeckt worden, daß der prominente Royalist Sir Richard Willis als Agent des Geheimdienstes der Republik arbei­tete. Dabei spielte er eine geradezu kuriose Rolle: Einerseits versorgte er seit 1656 Thurloe und dessen Nachfolger mit Konfidentenberichten, an­dererseits versuchte er dann oft, seine Opfer von den Plänen, die er ver­raten hatte, abzuhalten48). Obwohl Karl II. Mordaunt persönlich vor Willis gewarnt hatte, verkehrte dieser weiter in den Kreisen der Ver­schwörer. Am selben Tag (9. Juli) beschloß der Staatsrat eine Verfügung, die alle Hausbesitzer verpflichtete, über die Waffen und Pferde ihrer Hausbewoh­ner Angaben zu machen 49). Das Council of State machte nun intensiven Gebrauch von weitgehenden Vollmachten, die ihm bei seiner Einrich­tung zur Unterdrückung von Restaurationsversuchen eingeräumt worden 44) Archibald Johnston of Wariston Diary, ed. by Sir George F. War­ner (Edinburgh 1925) 3 133 passim. 45) Edward Hyde, Earl of Clarendon History of the Great Rebellion, ed. by William D. M a c r a y (Oxford 1888) 6 111 f. 4e) Francois Guizot History of Richard Cromwell and the Restoration, ed. by Andrew S c r o b 1 e (London 1856) 1 484. 47) Ivan Roots The Great Rebellion (London 1966) 244. 48) Vgl. Underdown Conspiracy 195 passim. — John Turloe (1616—1668), Diplomat, Cromwells Staatssekretär und Geheimpolizeichef. 49) BL MS. Rawlinson C 179 fol. 204.

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