Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

DIRNBERGER, Franz: „200 Jahre Burgtheater“. Auf der Suche nach einem Jubiläum

„200 Jahre Burgtheater“ 173 Hof selbst. Staatskanzler Kaunitz soll sich 1785 mit derartigen Projekten beschäftigt haben15). Es war zuerst der Türkenkrieg 1788, der allen Planungen einen Riegel vorschob, später die französische Revolution. Da nun der Hof wegen der Zeitumstände nicht an den Bau eines neuen Schau­spielhauses schreiten konnte, machte Freiherr Peter von Braun, der Iiof- theaterpächter, 1798 den Vorschlag 16), er wolle aus eigenen Mitteln ein Theater erbauen lassen. Kaiser Franz war diesem Ansinnen nicht abge­neigt; nach Verhandlungen über die späteren Ablösemodalitäten wollte er Braun die alte Stallburg verkaufen; diese sollte geschleift und an ihrer Stelle das neue Hoftheater gebaut werden. Doch stellte Braun vorher noch den Antrag, der Kaiser solle ihm „die jetzt unbenutzten und leer stehenden Gebäude der vormaligen niederländischen Kanzeley samt Ball­haus und dem sogenannten Kayser-Spital“ käuflich überlassen, da auch von hier aus eine Verbindung zur Hofburg leicht herzustellen sei. Aber es blieb beim Vorschlag; neue Ereignisse ließen die Ausführung nicht zu. Um 1808 soll der Hofarchitekt Aman 17) einen Plan vorgelegt haben, wie­der bezogen auf die Stallburg-Reitschule. Erstmals wird die Anzahl der Publikumssitzplätze mit 2500 beziffert. Der mit der Überprüfung beauf­tragte Kanzleidirektor des Hofbauamtes, Ludwig von Remy, unterbreitete 1810 einen eigenen Entwurf: Er schlug als Bauplatz den Burggarten vor (doch wandte der Obersthofmeister Trauttmansdorff in einem Vortrag an den Kaiser ein, daß dieser Platz ungünstig wäre, soferne die Erwei­terung der Hofburg nach den Plänen Fischers in Angriff genommen wür­de). Auch in dieser Zeit wollten die Pächter der Hoftheater die finanziellen Mittel bereitstellen 18). Die Feuersicherheitskommission machte nach ih­rem Lokalaugenschein in den Jahren 1816 bis 1818 mit eindringlichen Worten auf die verheerende Situation der Hof theater aufmerksam; be­sonders das „Burgtheater“ war akut baufällig. Als Moritz Graf Dietrich­stein, der Hofmusikgraf (seit 1819), 1821 die Hoftheater übertragen er­hielt, dürfte er sich sogleich mit Neubauplänen beschäftigt haben. Er erhielt vom Hoftheaterarchitekten Ortner einen Entwurf, den er dem Kai­ser vorlegte. Das Projekt griff auf die Stallburglokalisation zurück, sollte rund 384.000 fl. kosten und in 8 Monaten Bauzeit fertiggestellt sein. Wäh­rend das „alte Burgtheater“ nur rund 1730 Personen (1342 normale und rund je 5 Sitze in 77 Logen) fassen konnte, sollte der Neubau 2300 Per­sonen Platz bieten (1818 Sitze und 99 Logen). Wie es scheint, hatte Diet­richstein Aussichten, das Geld zusammenzubringen. Erst als er als Präfekt in die Hofbibliothek übersiedelt war, beauftragte der Kaiser den Oberst­kämmerer Graf Czernin, Gutachten über den Entwurf einzuholen 19). Bei «) Vgl. Michtner Burgtheater 346. ui) Generalintendanz 168 ex 1798. 17) Ebenda 54 ex 1810. 18) HHStA Alte Kabinettsakten 3754 ex 1810; Obersthofmeisteramt 361 ex 1810. Hierin werden die Reparaturkosten am „Burgtheater“ in der Höhe von 70.000 fl. genannt, welche die Ursache für die Neubauüberlegungen waren. 19) Generalintendanz 131 ex 1827.

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