Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568)
54 Gernot Heiß gaden geliefert wurde, wo man aus dem Brandsilber das Gold schied. Das Gold, das noch silberhaltig war und noch durch die Ziment gereinigt werden mußte, wurde zwar den Bergleuten zurückgegeben, sie waren aber verpflichtet, es in den Zimentgaden nach Kremnitz zu bringen. Einige privilegierte Bergbauunternehmer erhielten das Silber nach Abzug des Scheiderlohnes von 25 d. je Mark Brandsilber wieder zur freien Verfügung, die anderen mußten es in die Kammer liefern 8). Aus der Schem- nitzer Kammer wurde das Silber wöchentlich in die Münze nach Kremnitz geliefert7), wohin auch das gereinigte Gold aus dem Zimentgaden kam. Der Ertrag aus den königlichen Verarbeitungsbetrieben war teils höheren Beamten als Lohn abgetreten worden, die diese Rechte auch vererben oder verkaufen konnten 8). Die Betriebe unterstanden aber weiterhin der Kontrolle durch königliche Beamte. Großen Gewinn hatte die Kremnitzer Kammer durch die Ablieferung des Silbers zum festgesetzten Preis von 5 ung. fl. 50 d. je Mark bei einem Feingehalt von 15 Lot9) und aus dem Münzgewinn. Um das Jahr 1540 bekam Maria nach Meinung der Räte Ferdinands aus den Kammern in Kremnitz und Schemnitz, dem Münzgewinn und dem Scheidgaden in Schemnitz jährlich ungefähr 30.000 rh. fl.10 *); davon soll der Münzgewinn zirka 8000 ung. fl. (= 10.000 rh. fl.) betragen haben n). Die königlichen Herrschaftsrechte über die sieben Bergstädte wurden dem Burghauptmann von Altsohl und Gespan des Komitats Sohl erst im 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts übertragen, der zuvor keinerlei richterliche Befugnisse über die königlichen freien Städte hatte 12). Dazu kam 8) Oszkár Paulinyi A bányavállalkozók szémélyi köre a Selmeci bányagazdaságban a XVI század derekán (adatsorok 1537—1549) mit deutscher Zusammenfassung Der Personenkreis der Unternehmer im Bergbau von Schemnitz um die Mitte des 16. Jahrhunderts (Datenreihe 1537—1549) (Budapest 1967) 153 ff. 7) Vgl. Abrechnung des Thadeus Bartfelder über seine Verwaltung des Unterkammergrafenamtes in Schemnitz 1539—1541, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 2 35 ff. 8) So hatten die Thurzó 1505 die Kremnitzer Goldziment von Erben des Johann Schaider (Peter Schaider war Kammergraf der Königin Beatrix gewesen) für 1000 Dukaten gekauft: Wladislaw II. bestätigt diesen Kauf, 1507 August 24: Kopie im Hofkammerarchiv Wien (HKA) Vermischte ungarische Gegenstände 11 fol. 5—9. 9) Vgl. Antwort auf einige Fragen bezüglich der Rechte Marias in Neusohl, s. d.: Kopie im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (HHStA) Ungarn 345 fol. 142 und 164. 10) Aufstellung des Wertes der ungarischen Güter Marias nach Meinung der Räte Ferdinands, s. d.: HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 403. 11) Denkschrift der ungarischen Räte Ferdinands gegen Marias Forderungen, s. d. (1545): ebenda fol. 591 f und 595 f: sie hätte seit 1. Jänner 1530 unrechtmäßig jährlich ungefähr 8000 ung. fl. aus dem Münzgewinn eingenommen. 12) Ákos v. Timon Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, mit