Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
Zur publizistischen Auswertung des österreichisch-jugoslawischen Archivabkommens. Eine Erklärung der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs
570 Literaturberichte forschung üblich, solche Jubiläumsschriften als Jahresbände der weithin bekannten Mitteilungen herauszugeben, wodurch diese Gefahr vermieden wurde. Die Aufnahme in die Veröffentlichungen wird denselben Zweck kaum erreichen. Das ist schade, da es gelungen ist, viele wichtige und interessante Forschungsergebnisse bedeutender Gelehrter zu sammeln. Der Jubilar kann auf diese Festgabe stolz sein, die den bei solchen Anlässen gewohnten Standard überschreitet. Eine Würdigung der einzelnen Beiträge kann im Rahmen einer kurzen Besprechung nicht versucht werden. Es erscheint aber nach dem Gesagten notwendig, vor allem die Aufsätze zu nennen, die man unter dem Übertitel der „Neueren Geschichte Österreichs“ nicht suchen wird. Hier reicht der Bogen über die reizvolle Studie Heinrich Fichtenaus über Maximilian I. und die Sprache, die sich vor allem mit den lateinischen Diktaten und den französischen Briefen des Herrschers beschäftigt, bis zu allgemeinen Überlegungen über die Motivation im „Partisanen“- und Guerillakrieg von Richard G. Plaschka, der bis nach Indochina ausgreift. Heinrich Lutz setzt sich in seinem Beitrag über das Reich, Karl V. und den Beginn der Reformation vor allem mit den Thesen von Wilhelm Borth, Rainer Wohlfeil und anderer Neuerscheinungen des oft behandelten Themas auseinander. Herwig Wolfram beschreibt Gegenstände des Briefwechsels zwischen Ferdinand I. und dessen Geschwistern Karl V. und Maria von Ungarn in den Jahren 1531 und 1532 im Zug der Weiterführung der Familienkorrespondenz Ferdinands I. und überschreitet damit natürlich auch den österreichischen Rahmen. Die Tüchtigkeit und Weitsicht Ferdinands wird besonders in seiner Haltung in der Türkenfrage bestätigt. Norbert Conrads untersucht den Bildungsgang des evangelischen Reichshofrats Johann Albrecht Portner von Theuren (1628— 1687) in Regensburg, Straßburg, Montbéliard und Paris. Hier wurde mit großer Mühe aus den verschiedensten Quellen ein kultur- und geistesgeschichtlich bedeutsames Material verarbeitet, wie es kaum für einen anderen Reichshofrat vor dem 18. Jahrhundert zur Verfügung steht. Der inzwischen verstorbene Victor-Lucien T a p i é, der sich so eingehend mit der Geschichte der Monarchie beschäftigt hat, behandelt in Ottobeuren, carrefour de civilisations et confluent de problémes vor allem die kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekte beim Bau der berühmten schwäbischen Abtei. Hier hätte die erwähnte Anlehnung der Fassade der Stiftskirche an die Salzburger Universitätskirche und der Einfluß der Benediktinerkongregation auf diese Universität genauer ausgeführt werden können (S. 155). In die neueste Zeit führen noch Karl Dietrich Brachers kritische Bemerkungen zum Begriff des Faschismus und Alexander N o- votnys Beitrag zum Geschichtsbewußtsein unseres Jahrhunderts unter dem etwas vagen Titel In den Widersprüchen der Zeit. Von den mit der österreichischen Geschichte in engerem Zusammenhang stehenden Beiträgen sind als allgemeinere Themen die kenntnisreiche Untersuchung Alfred Hoffmanns über die Bürokratie, insbesondere in Österreich, und Michael Mitterauers Studie zum Heiratsverhalten im österreichischen Adel hervorzuheben. Hier ist freilich die Basis mit nur zehn Familien aus Ober- und Niederösterreich etwas schmal, vor allem im 19. Jahrhundert, als mehrere der behandelten Familien — wie