Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
RABE, Horst – STRATENWERTH, Heide – THOMAS, Christiane: Stückverzeichnis zum Bestand Belgien PA des Haus- Hof- und Staatsarchivs Wien
Belgien PA 439 Schreiben selbst stehen bzw. sich an ein Sommaire dieses Schreibens anschließen. 1.4 Ebenfalls werden Minuten für mehr oder weniger gleichlautende Ausfertigungen an eine Mehrzahl von Adressaten jeweils mit eigener Nummer verzeichnet. Hier ist in der Regel der Text einer Minute an einen bestimmten Adressaten in vollständigem Wortlaut geschrieben; beigefügt ist die Anweisung, daß in gleicher Weise — gegebenenfalls mit bestimmten Änderungen — an einen oder auch an mehrere weitere Adressaten zu schreiben sei. Derartige Pluralitäten werden also nicht anders behandelt, als wenn die ausgeschriebenen Minuten auf einem Blatt nacheinander folgten. Der für dieses Aufnahmeprinzip maßgebende Grund liegt darin, daß damit die — wünschbare — Rekonstruktion von Korrespondenzzusammenhängen bzw. -reihen zwischen bestimmten Korrespondenzpartnern auch für den Fall erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht wird, daß diese Korrespondenz ganz oder teilweise weder in Ausfertigungen noch in Kopien überliefert ist. 1.5 Der gleiche Grund ist auch für die Aufnahme von „Sommaires“ maßgebend, die unter Nennung jedes einzelnen Briefs die Korrespondenz zweier Korrespondenten über einen längeren Zeitraum (z. B. ein Kalenderjahr) hinweg zusammenfassen. Auch hier wird jeder einzelne Brief mit eigener laufender Nummer auf genommen. 1.6 Eine — im Einzelfall oft nur schwer abgrenzbare — Sonderform, die systematisch zwischen einem eigenen Brief und der bloßen Nachschrift zu einem Brief steht, bilden die Billets. Stets auf eigener Seite, regelmäßig auf eigenem Blatt — oft kleineren Formats als sonst üblich — geschrieben und zumeist ohne Datum und Unterschrift, werden sie nicht selten, obzwar auch wieder keineswegs regelmäßig, vom Absender oder auch vom Empfänger ausdrücklich als „Billet“ gekennzeichnet. Das Beispiel des Schriftverkehrs der habsburgischen Geschwister Ferdinand und Maria gelegentlich des Augsburger Reichstags von 1547/48 zeigt, daß derartige Billets unter besonderen Umständen sogar die förmliche Korrespondenz ersetzen konnten. Sie werden in den folgenden Listen stets als eigene Stücke, d. h. auch: mit eigener laufender Nummer, verzeichnet. 1.7 Eine andere systematisch nicht leicht einzuordnende Sonderform bilden chiffrierte Ausfertigungen, denen die entsprechenden Dechiffrierungen — seien sie nun interlinear bzw. am Rande des chiffrierten Stücks oder auf besonderem Blatt geschrieben — beiliegen. An sich wäre es denkbar, die Dechiffrierungen als Kopien anzusehen und neben den chiffrierten Ausfertigungen mit einer eigenen laufenden Nummer aufzunehmen. Dabei würde indessen der wesentliche Sachverhalt verdeckt, daß chiffrierte Briefe vom Empfänger in aller Regel überhaupt nicht in der Chiffre, sondern nur in Gestalt der Dechiffrierung zur Kenntnis genommen werden; der Dechiffrierung kommt insoweit ja die gleiche Funktion zu wie einer gewöhnlichen, d. h. nicht chiffrierten, Ausfertigung. Um dieser Besonderheit Rechnung zu tragen, sind im folgenden chiffrierte Stücke mitsamt den Entzifferungen jeweils als Korrespondenzeinheit aufgeführt; bei der Angabe der Überlieferungsform wird in jedem einzelnen Fall auf diese Besonderheit hingewiesen.