Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger
WINTER, Otto Friedrich: Personalunterlagen des Zweiten Weltkrieges im Kriegsarchiv
60 Otto Friedrich Winter beitsaufwand vom Personal des Kriegsarchivs seit 1958 zusätzlich zu erbringen war. Dazu kam jedoch die Bearbeitung der einlaufenden Ansuchen, die in einer Steigerung der Geschäftszahlen auf 27.364 (1958), 32.313 (1959), 37.586 (1962) bis zum Kulminationspunkt von 39.390 (1963) zum Ausdruck kam (zum Vergleich: 1956 - 4687); davon sind 80-90% für Dienstzeitangelegenheiten des 2. Weltkrieges zu veranschlagen. Dazu kam noch eine Steigerung des Parteienverkehrs auf jährlich etwa 20.000 Vorsprachen, ebensoviel wie im gesamten Jahrzehnt von 1945 bis 19 5 5 29). Da die von außen wirkenden Voraussetzungen für diese Überflutung - Einführung der Frühpension, Einbeziehung der Gewerbetreibenden und Bauern in die Altersversorgung, aber auch Massenanfragen von Invalidenämtern und ausländischen Stellen zwecks Ergänzung ihrer Unterlagen - vom Kriegsarchiv nur in besonderen Fällen etwas beeinflußt werden konnten, mußte eine Lösung im innerbetrieblichen Bereich gefunden werden. Dafür kam nur eine Vereinfachung und Beschleunigung der Arbeitsgänge, verbunden mit einer wirksamen Information der Einreicher, in Betracht, um zunächst die Rückstände aufarbeiten zu können und die von diesen ausgelösten Urgenzen auf ein Minimum herabzudrücken. Hand in Hand damit war die Archivdirektion bestrebt, den Personalstand der so enorm gestiegenen Arbeitslast anzupassen. Die diesbezüglichen Bestrebungen fanden jedoch bei den Vorgesetzten Stellen nicht immer das notwendige Verständnis, wohl weil man den bis 1956 40-42 Bedienstete umfassenden Personalstand des Kriegsarchivs für nicht voll ausgelastet hielt und die Intensität des Hinaufschneilens des Arbeitserfordernisses unterschätzte. Erschwerend wirkte sich aus, daß das Einsetzen der Mehrbelastung mit einer im Zuge der Angleichung der Geschäftsführung der einzelnen Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs vorgenommenen Umstellung zusammenfiel, durch die im Kriegsarchiv das bisher übliche Abteilungssystem durch eine Zentralisierung ersetzt wurde und in der Kanzlei eine geänderte Protokoll- und Indexführung in Anwendung kam30). Hinsichtlich der Verwendungsgruppen erstreckte sich der zusätzliche Personalbedarf auf Sachbearbeiter (b; eine Verwendung von c-Kräften war angesichts der Kompliziertheit der Bearbeitungsvorgänge nicht möglich) und Hilfspersonal für Ord- nungs-, Aushebe- und Kanzleiarbeiten sowie Schreibkräfte (d). Aus letzterer Gruppe wurden erstmals 1958 fünf Bedienstete ins Kriegsarchiv kommandiert, in den folgenden Jahren kam es nur zu zeitweiser Zuteilung von Aus29) Jahresbericht 1959-1965: KA Reg. ZI. 38.085/66, 2. Statistische Übersicht: ZI. 51.924/65, Liste 2. Es ist klar, daß eine rein zahlenmäßige Gegenüberstellung von Dienstzeiterledigungen und der Bearbeitung wissenschaftlicher Anfragen oder der Forscherbetreuung nicht zulässig ist; es muß jedoch berücksichtigt werden, daß auch von den nicht unter 2. Weltkrieg fallenden Zahlen ein erheblicher Prozentsatz administrativen Erledigungen bezüglich des 1. Weltkrieges - Dienstzeit- und Auszeichnungsbescheinigungen — zuzurechnen ist. 30) Mit Wirksamkeit ab Jänner 1957: KA Reg. ZI. 18.202/57 („Organisatorische Änderungen im Kriegsarchiv“) und ZI. 22.190/56 („Änderung in der Kanzleigebarung des Kriegsarchivs“).