Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

MECHTLER, Paul: Die Anfänge der Phototechnik im österreichischen Archivwesen

26 Paul Mechtler erwähnten Ergänzungsgeräten sehr gute Resultate erzielen20). Walser wies vor allem auf die Billigkeit der Aufnahmen, auf die relativ leichte Handha­bung der Apparate sowie auf die Möglichkeit hin, in Zukunft auf eine Ent­lehnung von Originalen verzichten zu können. Etwas später wurden auch im Vatikan und in Florenz Aufnahmen von Handschriften mit der Leica mit dem größten Erfolg durchgeführt. Während in den Bibliothekszeitschriften diese neue Entwicklung sehr einge­hend verfolgt wurde, brachte die Archivalische Zeitschrift noch relativ we­nige Hinweise über die Anwendung der Photographie in Archiven. Man ver­suchte dort, die Leistungsfähigkeit der eher alten Plattenkameras durch die Verwendung von Planfilmen und photographischen Papieren zu erhöhen; mit Hilfe selbstgebastelter Behelfe konnte ein technisch begabter Archivbeamter in Köln bereits 100-150 Aufnahmen je Stunde erzielen21). Bei Archivneubauten in Deutschland während der Zwischenkriegszeit wurde auf eine entsprechende Ausstattung mit photographischen Aufnahmegeräten bereits ein gewisser Wert gelegt. Zum Beispiel wurden für das Staatsarchiv in Königsberg (1930) sowohl eine Plattenkamera als auch ein sehr leistungs­fähiges Photokopiergerät „Photokopist“ angeschafft22). Im einzigen Archiv­neubau Österreichs aus dieser Epoche, im Vorarlberger Landesarchiv, war wenigstens eine Dunkelkammer eingeplant23). Entscheidende Impulse für eine intensivere Verwendung photographischer Hilfsmittel in Archiven wurden durch verschiedene Forschungsunternehmen gesetzt. Am Archivtag in Marburg im Jahre 1929 bat Professor Edmund Stengel seine Kollegen, eine von ihm angeregte Zentralstelle für ein Licht­bildarchiv älterer Urkunden auf deutschem Boden zu unterstützen24). Gerade Marburg (Seminar und Staatsarchiv) hatte bei der Photographie von Urkun­den bereits eine gewisse Tradition. Die Zeit war nun reif, ein solches Projekt als Grundlage für umfangreiche hilfswissenschaftliche Forschungen auszu­führen. Dieses Vorhaben unterstützte auch Professor Hirsch in Wien, der in einem Brief an Stengel auf das bisher kaum noch beachtete Problem der Si­cherheitsphotographie von Archivalien hinwies25). Unter dem Eindruck des Brandes des Wiener Justizpalastes am 15. Juh 1927, durch den das Staatsar­chiv des Inneren und der Justiz schwerstens in Mitleidenschaft gezogen wor­den war, gab Hirsch der Hoffnung Ausdruck, daß durch weitgehende photo­graphische Aufnahmen wichtiger Archivalien derart schwerwiegende Folgen bei künftigen Katastrophen gemildert werden würden. Die Notgemeinschaft 20) Zentralblatt für das Bibliothekswesen 45 (1928) 417-419. 21) Gerhard Fischer in Archivalische Zeitschrift 39 (1930) 184-188. 22) Archivalische Zeitschrift 40 (1931) 23. Im Zentralblatt für das Bibliothekswesen 45 (1928) 63-67 wurde dieses Gerät eingehend beschrieben. 23) Archivalische Zeitschrift 42/43 (1934) 382. 24) Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Alter­tumsvereine 77 (1929) 206. 25) Brief vom 17. Juli 1930 im Institut für österreichische Geschichtsforschung, In­stitutsakten 77/1930.

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