Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
70 Gernot Heiß die Herrschaft Brack a. d. Leitha 49), worauf Maria zur Vergrößerung ihres nahe bei Wien gelegenen Herrschaftsgebietes (Grafschaft Ungarisch-Alten- burg, Dreißigstamt von Preßburg und seine Filialen, Zehent des Raaber Bistums etc.) besonderen Wert legte. Diese Zugeständnisse Ferdinands an die Schwester waren jedoch Ausnahmen. Vielmehr bemühte er sich bereits 1528, nachdem Maria im Februar abgelehnt hatte, nochmals die Statthalterschaft in Ungarn zu übernehmen 50 51), auf Betreiben der ungarischen Räte, die Güter für die ungarische Kammer zurückzubekommen61). Dieses Ziel verfolgte er vermutlich nur deshalb mit geringem Nachdruck, weil diese Einkünfte stark mit Schulden belastet und teils durch Anhänger Zápolyas besetzt oder bedroht waren und weil er auch dadurch nicht der Sorge um den Unterhalt Marias enthoben worden wäre. Günstiger schienen ihm andere Wege: Er förderte Pläne zur Wiederverheiratung der jungen Witwe, denn in diesem Fall hätte Maria die Witwengüter zurückgeben müssen; Ferdinand wäre freilich auch verpflichtet gewesen, ihr eine Mitgift zu geben, doch hätte er sich beim Bewerber um einen Verzicht auf die Aussteuer bemühen können 52). Maria wollte jedoch nicht mehr heiraten und dürfte dafür auch Gründe gehabt haben, die ihre Brüder überzeugten53). Für Ferdinand ergab sich Ende 1530 eine neue Gelegenheit, und er befürwortete die Übernahme der Statthalterschaft in den Niederlanden durch Maria, wohl wieder in der Hoffnung, damit die Belastung seiner Länder mit den Kosten der Hofhaltung der Königin abzuwälzen. Vor Marias Abreise wollte Ferdinand mit ihr in Linz im Februar/März 1531 die ungarischen Angelegenheiten regeln; es kam jedoch wieder nur zu einer Zwischenlösung, die gerade ausreichte, um eine Abreise der Köni<•) Urkunde Ferdinands für Maria über Bruck a. d. Leitha, 1530 Juli 16: Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 149 f. 50) Ferdinand an Maria, 1528 Februar 7 Gran, ed. Bauer-Lacroix Korrespondenz 2/1 188 ff; Maria an Ferdinand, 1528 Februar 9 Neusiedl a. S., ed. ebenda 190 f; Denkschrift Marias über ihre Gründe, die Statthalterschaft abzulehnen, s. d. (1528 Februar), ed. ebenda 191 f. 51) Instruktion Ferdinands für Hans Lamberg und Stefan Pempflinger an Maria, 1528 Februar 4 Ofen, zit. ebenda 187 f; Instruktion Ferdinands für Melchior oder Hans Lamberg, 1528 Juni 2 Prag, ed. ebenda 229 f. 52) Bewerber waren der junge König Jakob V. von Schottland und Pfalzgraf Friedrich: vgl. Ferdinand an Maria, 1528 Juni 26 Prag, ed. ebenda 250 f; Karl an Ferdinand, 1528 Oktober 9 Madrid, ed. ebenda 309 ff; Pfalzgraf Friedrich an Karl, s. d. (Anfang 1531) ed. Karl L a n z Correspondenz des Kaisers Karl V., aus dem königlichen Archiv und der Bibliothéque de Bourgogne zu Brüssel mitgetheilt 1 (Leipzig 1844) 419 f. Etwas ausführlicher dazu meine ungedruckte Dissertation 181 ff und 187 ff. M) Maria an Ferdinand, 1528 Juli 9/10 Ödenburg, ed. Bauer — Lacroix Korrespondenz 2/1 261 f (Maria dürfte sich für unfruchtbar gehalten haben).