Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

Süddeutscher Feldzug 1704 163 könnte, „á quoi il semble mérne que la Cour Impériale incline le plus“ e2). Als nun Graf Friesen, ein Vertrauter des Markgrafen, diese Vorstellun­gen, die auch Marlborough mitgeteilt wurden, persönlich nach Wien über­brachte, schlug er im Auftrag Ludwigs für den Fall eines sofortigen Vor­gehens gegen Bayern zwei Armeen vor, von denen jede stark genug sein sollte, dem Kurfürsten die Stirn zu bieten. Eine davon sollte nach Möglich­keit von Eugen selbst befehligt werden. Hier findet sich also zum zweiten Mal die Absicht, den Prinzen mit einem Kommando an der Donau zu be­trauen. Ob Ludwigs Vorschlag mit der von Lescheraine erwähnten Denk­schrift zusammenhing oder sogar von dieser seinen Ausgang nahm, ist un­bekannt. Lescheraine hatte zwar chiffriert dem pfälzischen Kurfürsten von dieser Denkschrift berichtet, in seinem Brief an Ludwig jedoch das Chiffrierte weggelassen. Dies schließt allerdings nicht aus, daß der Mark­graf auf anderem Weg von diesem Memorandum erfuhr 62 63). Obwohl Ludwig die Offensive gegen Max Emanuel einer Eröffnung des Feldzuges an Rhein oder Mosel hintanstellte, betrachtete man in Wien, wo seine Vorschläge in zwei Konferenzen am 4. und 12. April zur Diskus­sion standen, die Unterwerfung Bayerns noch immer als vordringlichste Aufgabe. Zumindest müsse man zur Sicherung der Erblande und des fränkischen und schwäbischen Kreises über ein Beobachtungsheer an der Donau verfügen, das aber auch imstande wäre, dem Feind eine Schlacht zu liefern. Das Kommando sollte, wie vorgeschlagen, Prinz Eugen erhal­ten. Dazu möge er sich so bald wie möglich ins Reich aufmachen und mit Ludwig die Operationen besprechen 64 *). Im übrigen war man in Wien nach wie vor an einer Operation der See­mächte an Mosel oder Oberrhein zur Deckung des Rheins interessiert, wo­bei letzteres vorgezogen wurde, da man sich nach der Einnahme Landaus eine wirksamere Unterstützung des Unternehmens gegen Bayern erhoff­te. Man müßte danach trachten, nach der Eroberung Landaus „wo nicht ganz, so viel als möglich von des Duc de Marlborough Armee heroben ... zu behalten und nach versehenen Linien und Schwarzwald angeführter­maßen mit zwei Haupt-Armeen sich gegen Bayern zu wenden 6ä). Wenn auch diese Stelle im Konferenzbeschluß vom 12. April die Frage offen läßt, wo Marlboroughs Tätigkeitsfeld nach der Eroberung Landaus liegen sollte, besteht doch die Möglichkeit, daß man am kaiserlichen Hof 62) Ludwigs Projekt vom März 1704 im Schreiben Friesens an Marlborough, 1704 März 15 Aschaffenburg: BP F/II/18. 63) Konferenzbeschluß über Ludwigs Projekt, 1704 April 12 bei Ratzen­hofer Successions-Krieg 727 ff. — Lescheraine an Johann Wilhelm, 1704 März Den Haag (wie Anm. 54); Lescheraine an Ludwig, 1704 März Den Haag: GStA Kasten blau 81/4 fol. 232 f. 64) Konferenzbeschluß über Ludwigs Projekt 1704 April 12 (wie Anm. 63). «5) Ebenda 733. 11*

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