Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

160 Franz Mathis IX Mitten in diese Londoner Beratungen hinein, die sich teils um die Mosel, teils um Landau drehten, fiel die Ankunft des Grafen Lescheraine aus Wien. Als Generaladjutant des Kurfürsten von der Pfalz war er beauf­tragt, die Gedanken des Wiener Hofes Marlborough persönlich zu über­bringen. Der ganzen, sowohl in Wien als auch in London von oberster Stelle aus verfolgten Politik entsprechend hatte er den offiziellen Auf­trag, sich vor allem für eine Operation Marlboroughs an der Mosel einzu­setzen. Doch der Brief, den er vom Kurfürsten an Markgraf Ludwig mit sich führte, und seine eigenen Berichte zeigen, daß er die Möglichkeit eines Zuges Marlboroughs bis nach Landau nicht außer Acht lassen sollte. Die Instruktionen, die ihm dann der Markgraf nach zweitägigen Besprechun­gen in Aschaffenburg mit auf den Weg gab, stimmten mit den oben genannten überein. Da aber Ludwig selbst noch immer den Rhein der Donau vorzog und daher eine gemeinsame Operation mit Marlborough in greifbarere Nähe rückte, gab er Lescheraine auch einen Vorschlag bezüg­lich des Kommandos mit, der bereits eine Kommandoteilung im Sinne eines täglichen Wechsels vorsah und später an der Donau zur Durchfüh­rung gelangte * 54). Diesen Plan einer gemeinsamen Aktion am Oberrhein hatte auch die Denkschrift zum Inhalt, die Lescheraine nach seiner Ankunft in Den Haag dem dortigen Staatsrat vorlegte. Sie verstärkte bei den Holländern den Eindruck, daß der Vorschlag einer Operation Marlboroughs am Oberrhein vom Markgrafen ausgehe. Aber noch bevor Lescheraine eine Antwort auf sein Memorandum erteilt wurde, hatte auch er die Überzeugung gewon­nen, „que si Sa Majesté la Reine et Messieurs les Etats Généraux font quelque chose, ce sera ä la Moselle ...; pour de Landau, ils le rejettent entiérement“55). Trotz der Gerüchte, die Lescheraine zu Ohren kamen, daß nämlich die Holländer unter gewissen Umständen doch bereit sein sollten, ihre Truppen weiter als bis zur Mosel marschieren zu lassen, ent­sprach ihre Reaktion doch dem ursprünglichen Pessimismus Lescheraines. In der geheimen Entschließung der Generalstaaten, der Antwort auf Lescheraines Denkschrift, wurde vorerst von einer Offensive am Ober­rhein und einer Belagerung Landaus abgesehen; was die Mosel angehe, Des. 13, n. 34; Wratislaw an Leopold, 1704 April 4 London: HHStA StA Eng­land 38. 54) Whitworth an Marlborough, 1704 Februar 23 Wien: PRO SP 105/71 fol. 261; Johann Wilhelm an Ludwig, Februar 13 Wien (wie Anm. 30); Lescheraine an Johann Wilhelm, Februar 25 Frankfurt und im März Den Haag: Geheimes Staatsarchiv München (= GStA) Kasten blau 81/4. 55) Ebenda; ferner Memorandum des Grafen Lescheraine, 1704 März 2 Den Haag: ebenda fol. 240.

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