Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 93 Räte Memoranden verfassen, in denen die Rechte der Königin-Witwe wi­derlegt und große Gegenforderungen auf gestellt wurden: Sie wäre zum Unterhalt von 600 Reitern verpflichtet gewesen und habe unter dem Vor­wand ihres Anspruches auf das Neusohler Urbar aus verschiedenen ande­ren Einkommen Ferdinands große Summen bezogen; diese sollen sofort zurückgenommen werden, denn auch bisher sei dadurch Ferdinand und Ungarn großer Schaden entstanden: Aus dem Preßburger Dreißigst bekam sie vom 1. Jänner 1527 bis 30. September 1544 ungefähr 134.000 fl.; von den allgemeinen Steuern zur Landesverteidigung haben ihre Beamten von 1531 bis 1543 von ihren Untertanen 5368 fl. zurückbehalten; aus dem Ödenburger Zehent, der dem Bistum Raab zustehe, habe Beheim für sie 6000 fl. eingenommen; aus der Münzprägung, die nur durch den königli­chen Schatzmeister und den Pisetar des Erzbischofs von Gran zu verwalten sei, habe sie unrechtmäßig jährlich ungefähr 8000 fl., also vom 1. Jänner 1530 bis 1. September 1544 110.000 fl. eingenommen. Die ungarischen Statthalter und Räte drohten außerdem Ferdinand mit einem öffentlichen Protest, sollte er der Schwester die ihr nicht zustehenden Besitzungen und Einkommen belassen 151). Maria ließ Ferdinand mitteilen, ihre Untertanen fühlten recht gut, daß die Obrigkeit gegen sie eingestellt sei, und daß ihr deshalb immer häufiger der Gehorsam verweigert werde 152). So nahm die Stadt Schemnitz Quirin Schlaher153), der mit Silber heimlich Handel getrieben hatte154), gegen den Beauftragten der Königin Christoph Lindtner15S 156) in Schutz, ließ Marias Kammerboten Philipp hinrichten, mißachtete dabei die Rechts­obrigkeit der Königin15e) und behinderte schließlich Wolf Haller bei die Einwände zurückweisend, 1545 April 13 Preßburg: Or. im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 589 f. isi) Denkschrift der ungarischen Statthalter und Räte Ferdinands über die ungerechtfertigten Einnahmen Marias in Ungarn, s. d. (1545): HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 591 f und 595 f; vgl. Schreiben der ungarischen Statthalter und Räte an Ferdinand, 1545 April 13 Preßburg: Or. ebenda fol. 589 f. 152) Denkschrift Marias für Verhandlungen mit Karl und Ferdinand, s. d. (1545 Worms oder 1547/48 Augsburg): Konzept im HHStA Ungarn 344 fol. 139 f und 163 f. 153) Er war 1544 Stadtrichter von Schemnitz: Kachelmann Geschichte der ungarischen Bergstädte 3 160. 154) Dagegen richten sich Erlässe Ferdinands: Ferdinand an den Unterkam­mergrafen von Kremnitz, 1542 Juni 1 Wien: Kopie im HKA Gedenkbuch 384 fol. 73; Erlaß Ferdinands gegen das heimliche Verarbeiten des Erzes zum Nachteil der königlichen Kammer und Marias, 1543 März 1 Nürnberg, ed. Schmidt Berggesetze Ungarns 1 149 ff. Maria behielt sich bei der Übergabe ihrer ungari­schen Güter die Rechtsstreitigkeiten gegen die „Silberverschärzer“ vor: Aufstel­lung dessen, was Maria sich an Rechten und Gütern auch noch nach der Über­gabe vorbehält, s. d. (1548): Kopie im HHStA Ungarn 345 fol. 266 f. 155) Räte Marias an Ferdinand, 1549 September 7: Kopie im HHStA Ungarn 345 fol. 221 ff; Maria an Ferdinand, 1549 Juli 13 Brüssel: Kopie ebenda fol. 208 ff. 156) Ebenda.

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