Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

86 Gernot Heiß Die Königin suspendierte am 19. Oktober 1537 ihren Obersten Kammer­grafen 103). Den Beamten der Bergstädte befahl sie, sich über Schutzmaß­nahmen und wegen der Verwaltung mit dem Unterkammergrafen von Kremnitz Johann Dobraviczky und mit Christoph von Thurn zu beraten und mit dem kaiserlichen Gesandten bei den Friedensverhandlungen, Jo­hann Weeze, in Verbindung zu bleiben104). Thomas Beheim, der auch nicht länger das Kammergrafenamt in Vertretung seines Bruders verwal­ten, sondern darüber Rechnung legen sollte 105), ließ Maria einen Schuld­brief Bernhards über 32.890 rh. fl. vorlegen, die jener bisher als berech­tigte Forderung der Königin anerkannt hatte. Zur Weiterführung der Un­tersuchung wurden von Thomas Beheim und den anderen Verwaltungs­beamten die Geschäftspapiere und -bücher verlangt106). Das Vorgehen gegen Bernhard Beheim war aber keineswegs imgefähr­lich, weil der Kammergraf in alle Ämter Verwandte und Freunde einge­setzt hatte107). Schwierigkeiten wurden vor allem bei der Übernahme der Burg Altsohl befürchtet, die Matthäus von Gun für seinen Vetter ver­waltete. Um diese für den Schutz der Bergstädte so wichtige Burg rasch und gefahrlos übernehmen zu können, sollten ihm und seinen Leuten, wenn notwendig, Versprechungen gemacht werden 108). Die Untersuchung gegen Beheim zog sich bis Anfang des Jahres 1539. Er wohnte mit seiner Gemahlin Margarete, geborene Pluemeck, die in Un­garn am Hofe Marias als Kammerjungfrau gedient hatte 109 * *), und seinen sieben Kindern in einem Privathaus in Brüssel; Dr. Matthias Beheim war Rechtsberater seines Bruders uo). Am 7. Februar 1539 gab die Königin in Brüssel offiziell die Amtsenthebung Bernhard Beheims und die Eröffnung des Prozesses gegen ihn bekannt m). Nachdem Bernhard Beheim am 27. Februar 1539 schriftlich Fehler in seiner Amtsführung eingestanden hatte 112), kam es am 5. April zu einem Ver­gleich zwischen ihm und der Königin: Der einstige Kammergraf bekannte los) Instruktion Marias für Peter Scharberger an Ferdinand, an Marias Räte in Wien und für die Bergstädte, 1537 November 2 Lüttich: Or. im HHStA Ungarn 343 fol. 272 ff. 104) Maria an die Richter und Räte der sieben Bergstädte, 1537 Oktober 20 Brüssel, ed. A. Fürst Odescalchi Königinnen Briefe aus dem Archiv einer ungarischen Bergstadt in Jahrbuch Adler NF 19 (1909) 17. 105) Siehe Anm. 95. io«) Siehe Anm. 103. io?) vgl. Anm. 87. io») Siehe Anm. 103. 109) Verzeichnis der Schulden Marias an gewesene Kammer jungf rauen für Mitgift, s. d. (1531 Februar Linz): HHStA Familienakten 97 fol. 41. no) Siehe Anm. 100; Maria an Ferdinand, 1541 März 25 Binche: Konzept im HHStA Ungarn 346 „Proces“ etc. fol. 42 f. ui) P ö 1 n i t z Anton Fugger 2 432 Anm. 41. ii2) Siehe Anm. 100.

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