Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295

62 Werner Köfler Rudolf von Isny19): Der aus Schwaben gebürtige Kleriker wurde vor 1276 20) Pfarrer zu St. Martin in Mals. 128221) übertrug ihm das Kloster Weingarten — nicht ohne Vorwurf gegen Meinhard, er möge das Kloster fernerhin nicht mehr mit solchen Bitten bedrängen — alle Rechte und Einkünfte der Georgskirche zu Lana. Ein Notariatsinstrument von 1292 November 25 bezeichnet ihn als Protonotar und Vizedom22). Dieses Amt hatte er übrigens bis zu seinem Tode 1306 inne. 1299 ist er als Hof­kaplan bezeugt und ab ca. 1304 als Domherr von Trient. Auf Grund um­fangreicher Schrift- und Diktatvergleiche und der chronologischen Rei­hung seiner Nennungen ergaben sich folgende weitere Aspekte zu seiner beruflichen Laufbahn: Rudolf von Isny ist schon 1271 als Schreiber Mein­hards tätig. Ebenso wie bei den zwei anderen, ältesten Hofschreibern Wilhelm und Albero kommen die Titel „scriba“ oder „scriptor“ (mit Aus­nahme deutscher Urkunden, in denen durchwegs „Schreiber“ steht) nur in kanzleifremden Stücken vor. Vor allem sei hier darauf aufmerksam ge­macht, daß besonders die öffentlichen Notare in ihren Instrumenten diesem dem eigenen gleichenden Titel ausweichen! Von einer Verdrän­gung des alten Titels „scriba“ oder „scriptor“ durch den später ausnahms­los herrschenden „notarius“, wie sie Heuberger im Zuge der „allgemeinen Mode“ besonders in der Meinhardinischen Kanzlei der achtziger Jahre festzustellen glaubt23), zu sprechen, entspricht also nicht ganz den gege­benen Tatsachen. Weiters ist eine gewisse Beziehung zu Stams auffallend. Begründet mag dieselbe in seiner Herkunft sein; daß Rudolf aus dem alten Benediktiner­kloster seines Heimatortes gekommen sein könnte, ist durchaus denkbar, er bedachte es immerhin in seinem Testament. Stams wurde von einem ebenso schwäbischen Kloster, von Kaisheim aus, eingerichtet. Eine persön­liche Bekanntschaft zu einem oder mehreren dieser Mönche wäre durch­19) Nachstehende Urkunden konnten seiner Hand zugewiesen werden: Reg. 100, 121, 193, 240, 247, 250, 323, 325, 409. Die Karriere Rudolfs von Isny hat schon Heuberger Urkunden- und Kanzleiwesen 143—146 trotz des geringen ihm zur Verfügung stehenden Materials mit viel Spürsinn dargestellt. H y e Kanzlei der Herzoge Otto, Ludwig und Heinrich 116 ff konnte wesentliche neue Erkenntnisse beitragen. Joseph von H o r m a y r Sämtliche Werke 2 (Wien 1821) 19 und Otto Stolz Geschichte Tirols (Innsbruck—Wien-—München 1955) 458 nennen ihn in nicht exakter Weise „Kanzler“; als solcher ist er nirgends bezeugt. 20) Reg. 160. 21) Reg. 364. 22) Reg. 777. Dieses Notariatsinstrument ist in dreifacher Ausfertigung er­halten, zwei davon liegen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien Allgemeine Urkundenreihe (HHStA AUR), eine im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck. Sie unterscheiden sich in einigen Formulierungen; im Innsbrucker Stück wird in der Zeugenreihe „domino Rodulfo de Ysinnga p(ro)ttonotario et vicedomino curie illustris domini“ genannt. Bei Wiesflecker wird irrtümlich „Petrus notarius“ gelesen; Hye Kanzlei der Herzoge Otto, Ludwig und Heinrich 117. 23) Heuberger Urkunden- und Kanzleiwesen 117.

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