Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

CORETH, Anna: Richard Blaas zum 60. Geburtstag

Rezensionen 545 Alois Zauner, Vöcklabruck und der Attergau. I: Stadt und Grundherr Schaft in Oberösterreich bis 1620. (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 12.) Hermann Böhlaus Nachf., Wien—Köln—Graz, Linz 1971. 901 S., 35 Abb., 2 Karten. Der südwestliche Bezirk Oberösterreichs, das Land zwischen dem Haus­ruck im Norden und den Kalkvoralpen im Süden, um den Attersee und an Ager und Vöckla, bietet nicht nur ein dankbares Feld heimatkundli­cher Forschung, sondern auch den Ansatzpunkt für die Erkenntnis man­nigfacher, für die historische Entwicklung in größerem Rahmen interessan­ter Erscheinungen. Es besteht hier etwa die Möglichkeit, handgreiflichen Zeugnissen der Antike und der Kontinuität zum Mittelalter nachzuspüren und den Gang des früh- und hochmittelalterlichen Ausbaues der Besied­lung exakt zu verfolgen, die von einer uralten, wichtigen Verkehrslinie ihren Ausgang nimmt. Aus dem Grenzlandcharakter zwischen Bayern, Salzburg und Oberösterreich ergeben sich bedeutsame Einsichten in das Werden der Landeseinheit, aber auch in die schaunbergische Territorien­bildung, hier auf der Basis des bischöflich bambergischen Immunitäts­bezirkes. Zahlreiche Familien, die späterhin in anderen Gebieten, auch außerhalb Oberösterreichs, eine wichtige Rolle spielten, nahmen hier ihren Ausgang, wie die Grafen von Re(b)gau, die Herren von Puchheim, die Polheim, Geumann und andere. Aus der Struktur der Herrschaften und Gerichtssprengel sowie der kirchlichen Territorialgliederung lassen sich ebenso allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten ablesen, wie aus der Anord­nung und Wirkweise der wirtschaftlichen Zentren (Stadt Vöcklabruck und Marktsiedlungen). Die sozialen und religiösen Spannungen des Spätmittel­alters und der frühen Neuzeit haben hier typische Ausdrucksformen ge­zeigt. Es ergab sich also bei der vorliegenden erstmaligen, zusammenfas­senden Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Attergaues mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Vöcklabruck fast zwanglos die Möglichkeit, Grundfragen der Siedlungs-, Verfassungs-, Rechts-, Wirt­schafts-, Sozial- und Kirchengeschichte des gesamten Landes mitzubehan­deln. Dieses Verfahren empfahl sich auch von Seite der Quellenlage, da die durch katastrophale Verluste reduzierten lokalen Archive keinen eini­germaßen geschlossenen Überblick gestatten. Wie der Vf., ein profunder Kenner der oberösterreichischen Landesgeschichte und ihrer Quellen, im Vorwort berichtet, hat er das einschlägige gedruckte und ungedruckte Material seit 1954, zusammen mit dem verstorbenen Welser Museums­direktor Gilbert Thratnigg, gesammelt, wobei den Beständen des Ober­österreichischen Landesarchivs, den Unterlagen in diversen weltlichen und vor allem geistlichen Archiven Oberösterreichs, darüber hinaus aber im Niederösterreichischen Landesarchiv und Wiener Haus-, Hof- und Staats­archiv (Lehenbücher) und im Wiener Hofkammerarchiv (Niederöster­reichische Herrschaftsakten), schließlich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv besondere Bedeutung zukam. Die Verwirklichung des mehrschichtigen Vorhabens kann allerdings nicht in vollem Umfang als geglückt bezeichnet werden. Dies kommt schon in der Gliederung zum Ausdruck, bei der „historische“, im Wesent­lichen chronologisch aufgebaute Kapitel, mit „systematischen“, einer be­Mitteilungen, Band 26 35

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