Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert

Kammergut und Territorium 33 Für uns ist wichtig, daß der Bayernherzog in der Herrschaft Steyr eine größere Anzahl von „officiales“ unterhielt, daß also das bis in die Ba­benbergerzeit zurückreichende Verwaltungssystem beibehalten worden ist170 171). Sehr wahrscheinlich ist auch, daß die mehrfach erwähnten „Nie­derösterreichischen Pertinenzen“ nicht unter bayerischer Verwaltung ge­standen haben, wobei aber nicht eindeutig zu klären ist, ob die Ämter Pfriemreith und Neustift nicht schon unter Ottokar zur Herrschaft gekom­men sind. Das restliche Oberösterreich war dem Konrad von Sumerau als „capitaneus Anasi“ unterstellt; dabei war er auch für ein Gebiet zuständig, das später unter die Kompetenz des „capitaneus Stirie civitatis“ gefallen ist und damit einwandfrei als zur Herrschaft Steyr gehörig bezeichnet werden kann m). Die Bayern konnten ein weiteres Mal das Land ob der Enns nicht auf die Dauer behaupten. 1280 hält Markgraf Heinrich von Hachberg als „capitaneus Austrie superioris“, also von Oberösterreich, in Linz ein Taiding ab, an dem natürlich auch „Niederösterreicher“ teilgenommen haben 172). Der Hachberger dürfte ein Gläubiger König Rudolfs gewesen sein, jedenfalls war ihm die Linzer Maut verpachtet173). Auf finanzielle Hintergründe seiner Hauptmannschaft könnte auch die Kürze der Amts­dauer (wahrscheinlich ein Jahr) hindeuten 174 *). Seit 1281 ist auch in der Herrschaft Steyr eine bedeutsame Verwal­tungsänderung feststellbar. Am 22. Jänner dieses Jahres besiegelt Ulrich von Kapellen als „capitaneus in Steier“ den Vergleich zwischen Abt Heinrich von Admont und Weichard von 170) Der Tausch erfolgte „... mediantibus nostris officialibus .. 171) Konrad von Sumerau dürfte seine starke Stellung in Enns und im Ennser Hinterland seiner Rolle bei der Übergabe der Stadt 1276 verdanken (MGH SS 9 708). Am 10. Juni 1277 wird er als „capitaneus Anasi“ bezeichnet (FRA 2/31 362); am 28. Oktober 1277 nennt König Rudolf das Gebiet zwischen Enns und Ybbs „districtus tue (Konrads von Sumerau) procuracionis“ (FRA 2/31 374); Konrad entwickelte dort eine rege Tätigkeit: So gibt er den freisin- gischen Markt Aschbach nicht heraus und versucht sich auch in den Besitz der dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg gehörenden Burg Allhartsberg zu set­zen (Oswald Redlich Eine Wiener Brief Sammlung zur Geschichte des deut­schen Reiches und der österreichischen Länder aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts [Wien 1894] 120 n. 108). Vielleicht hat er versucht, einen ähnlichen „districtus“ zu schaffen, wie es Ulrich von Kapellen gleichzeitig im Machland gelang. Seine Beziehungen zur Herrschaft Steyr: Wichner Admont 2 375 f (1277 Mai 10 Wien): Konrad sollte den Abt von Admont in seinen Besitz in St. Peter/Au einführen („abbatem in possessionem ducere, ... prote­gere et defendere“). In derselben Angelegenheit mußte 1281 der „capitaneus Stirie civitatis“ Ulrich von Kapellen bemüht werden (wie Anm. 175). 172) XJBOE 3 520f. Zur Herkunft der Zeugen Hageneder Landtaiding 293 f. 173) Redlich Brief Sammlung 172 ff n. 157. Dazu D o p s c h Finanzverwal­tung 309. 174) Redlich Rudolf von Habsburg 365. Mitteilungen, Band 26 3

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