Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

GÖRLICH, Ernst Joseph: Ein Katholik gegen Dollfuß-Österreich. Das Tagebuch des Sozialreformers Anton Orel

Ein Katholik gegen Dollfuß-Österreich Das Tagebuch des Sozialreformers Anton Orel Von Ernst Joseph Görlich f (Wien) I. Anton Orel. — II. Anton Orels „Weltanschauung“ (S. 382). — III. Das Tagebuch (S. 384). I Anton Orel, der Verfasser des nachstehend zum erstenmal in seiner Gänze veröffentlichten „Tagebuches“, war eine der eigenwilligsten und daher auch umstrittensten Persönlichkeiten in der Geschichte des öster­reichischen Sozialkonservativismus. Anton Orels Leben läßt sich von der Geschichte der von ihm gegründe­ten „Bewegung“ kaum trennen 4). Nach eigener Angabe* 2) wurde er am 17. September 1881 in Wien-Alsergrund (Türkenstraße 1) als ältester Sohn einer ursprünglich aus Österreichisch-Schlesien stammenden Familie gebo­ren. Sein Vater, mit Vornamen ebenfalls Anton geheißen, brachte es durch eigenen Fleiß und nach harter entbehrungsreicher Jugend bis zum k. u. k. Militärarzt. Die väterlichen Vorfahren Orels bekannten sich zum tschechi­schen Volkstum; einer seiner Vaterbrüder ging allerdings zum Polentum über und suchte Anton Orel in dieser Hinsicht zu beeinflussen. Im mütter­lichen Stammbaum Orels taucht ein von der kroatischen Militärgrenze stammender Johann Nepomuk Kuzmanek auf, der im Jahr 1849 während der Kämpfe in Ungarn auf den Befehl der Regierung Kossuth in Peter­wardein standrechtlich erschossen wurde. Der Verteidiger der galizischen Festung Przemysl im Ersten Weltkrieg, Generaloberst Hermann Kuzma­nek (1860—1934), war sein Nachkomme und zugleich der Bruder von Orels Mutter. Die Familie Orel zeigte also die typischen Merkmale alt­österreichischer Soldatenfamilien. !) Wir beziehen uns hier in erster Linie auf das (ungedruckte) Manuskript Orels Fünf Jahrzehnte Wiener Periode. Aus der Werdezeit der Geistes-, Kultur- und Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts. — Eine Kurzfassung der Geschichte der Orel-Bewegung: Ernst Joseph Görlich Anton Orel und die „Freie christliche Jugend Österreichs“ in Jahrbuch der Geschichte der deutschen Jugendbewegung 3 (1971) 72 ff. 2) Vgl. die Angaben Orels im 1. Kapitel seiner Fünf Jahrzehnte Wiener Periode.

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