Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen
176 Georg Wacha schon Rügen auf: Am 3. Jänner 1600 wird Astor Leoncelli angewiesen, bessere Ordnung bei Ausgabe des Futters zu halten, laut Schreiben vom 23. August 1601 soll er vier Fuhren von Stein, Kalk usw. unbedingt für die Hofgebäude verwenden. Ein wenig Einblick in die vorgeworfenen Verfehlungen gewährt aber die Rüge vom 27. August 1599: Es sollen nur hundertundzwanzig Pferde sein, es sind aber hundertfünfzig Pferde im Marstall! Es sollten höchstens einundfünfzig Personen sein, es werden aber mehr „auf der Türniz“ verpflegt; die Rechnungen über die Pferde sind noch nicht übergeben worden, ebenso nicht der schriftliche Bericht an die Hofkammer und das Verzeichnis der verkauften Pferde; es ist Bericht über die Schäden beim Gestüt zu erstatten; warum ist eine neue Ordnung in der Fütterei gemacht worden? Astor Leoncelli soll schriftliche Erklärungn zu jedem der acht Punkte abgeben. Ob es Astor Leoncelli gelungen ist, sich noch einmal aus der Affäre zu ziehen, sagen die erhaltenen Quellen nicht. Am 5. August 1601 heißt es, der Herzog habe die bei der Hofkammer mündlich vorgebrachten Punkte zur Kenntnis genommen (es ist nicht klar, ob sich dies auf die zuerst genannte Rüge — die ja schon fast zwei Jahre zurücklag — oder auf neue Punkte bezog); Astor Leoncelli sollte die Zahl der Diener und Pferde wieder auf das ursprüngliche Maß zurückführen; über die Reise nach Innsbruck sollte er Rechnung legen. Eine undatierte Antwort auf fünfzehn Punkte (ähnliche Vorhaltungen betreffend) liegt bei. Am Hofe wurde Astors Schicksal sicher sehr aufmerksam verfolgt, er wird nicht nur Freunde gehabt haben. So ist sicher der Satz in einem Schreiben des Coadjutors Ferdinand an seinen Vertrauten Speer vom 28. Februar 1598 zu verstehen: „Khumbt der Astor von hoff? qua de causa? quam cito?“ 32). Vielleicht hängt damit die obgenannte korrigierte Stallmeisterordnung des Jahres 1598 zusammen, die bei einer der „Krisen“ Astors neu formuliert wurde. Aber das Dunkel von Hoftratsch und Gerüchten wird sich kaum jemals aufhellen lassen. Bleiben wir bei den Tatsachen: Im März 1603 wurde Astor Leoncelli hingerichtet. Was werden wohl die Anschuldigungen gewesen sein, die den Oberststallmeister und (Oberst-)Kämmerer in den ersten Monaten des Jahres 160 3 33) endgültig zu Fall brachten? Kaum die zu hohen, von ihm erhaltenen finanziellen Zuwendungen. In einer jüngst erfolgten Untersuchung über die Finanzreform Maximilians I. ist auch ein Verzeichnis der in der Zeit von 1598 32) Felix S t i e v e Wittelsbacher Briefe aus den Jahren 1590 bis 1610 IV, (Abhandlungen der III. Classe der k. Akademie der Wissenschaften 19/1, München 1889) 196 n. 157. 33) S t i e v e gibt ebenda Anm. 7 in den spärlichen Hinweisen zum Leben Astor Leoncellis an, nach einer Bemerkung in den bayerischen Hofzahlamtsbüchern sei dieser im Februar 1603 verhaftet worden, „seither fehlt er im Hofstaat“. Eine Erwähnung, daß Astor Leoncelli in Ungnade gefallen sei, ist auch in einem anderen Brief eines Hofmannes vom 14. März 1603 enthalten: Stie ve Wittelsbacher Briefe VI (Abhandlungen 20/2, München 1892) 397 Anm. 6.