Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert

8 Max Weltin auch Verwaltungspersonal greifbar; um 1180 ist ein „Walbrun dispensator domni Gundacari de Styre“ Zeuge in einer Garstener Traditionsnotiz * 34 3S 36). Obwohl man trotz verhältnismäßig zahlreicher Belege über die Tätigkeit der „dispensatores“ wenig mehr sagen kann, als daß sie eine wirtschaft­liche gewesen ist34), läßt ihr Vorkommen im Zusammenhang mit landes­fürstlichen Ministerialen doch auf eine Verwaltungstätigkeit der letzteren schließen, die über die für den Eigenbesitz notwendige hinausgeht. Im Gegensatz zu den Otakaren, die ziemlich großzügige Vergabungen aus dem Urbar gemacht haben, dachten die Babenberger vor allem an den Ausbau der Herrschaft. Im Juni 1192 hatten Leopold V. und seine Mini­sterialen auf einem Taiding in Graz beschlossen, „ut predia, que ex precep- to eiusdem consanguinei nostri (Otakars IV.) distracta fuerant et ecclesiis dei divisa, si officiis et urbibus nostris dampnosa essent“, gegen besser geeignete einzutauschen seien 35). In dem für uns hier wesentlichen Zu­sammenhang sah das so aus, daß ein von Otakar IV. an Gleink vergebenes Gut zu Dietach gegen die zur Herrschaft Steyr gehörige Eigenkirche zu Dietach eingewechselt wurde 3e). Indem so der Herzog die Dichte seines Kammergutes zu intensivieren trachtete, verfestigte er gleichzeitig die Basis, von der aus die allmähliche Aufsaugung des südlich der Donau ge­*3) UBOE 1 185. 34) Vgl. Paul Kluckhohn Die Ministerialität in Südostdeutschland vom 10. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (Quellen und Studien zur Verfas­sungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit 4/1, 1910) 225; der Vf. setzt sie mit den häufig vorkommenden „economi“ gleich: 227 Anm. 2; zu den spätantiken Vorbildern der Dispensatoren vgl. Karl Bosl Vorstufen der deutschen Königsdienstmannschaft in Frühformen der Gesellschaft im mit­telalterlichen Europa (München—Wien 1964) 237. Als Zwischenglied dienten geistliche Institutionen: vgl. etwa die Nennungen von Dispensatoren bei Her­mann Joseph B u s 1 e y Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Klosters Neustift bei Freising in Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 19 (1961) 56 n. 58, 59 n. 61 usw. Landesfürstliche Dispensatoren: UBStm 1 291 Schenkung für Admont: „Udelschalcus procurator et dispensator tunc mar- chionis licendam dedit eiusdem traditionis“; noch im 14. Jahrhundert sind Dis­pensatoren des Landesfürsten zu belegen: Joseph C h m e 1 Der österreichische Geschichtsforscher 2 (Wien 1843) 432: (1337) „Item Schoenaicher nostri ducis Ottonis dispensatori pro servicio suo versus regem Bohemie 12 tal. den.“ Bei­spiele für Dispensatoren von Ministerialen: UBStm 2 403: (1233) dominus Diet- marus de Hopfgarten dapifer et dispensator domini Luitoldi de Wildonia; UBOE 3 (1862) 138: (1247) Pabo dispensator domini Trostlini; 4 (1868) 46: (1286) Wikar- dus dispensator Gozzonis. Außer wirtschaftlichen hatten die Dispensatoren ge­legentlich auch niedergerichtliche Aufgaben: UBOE 3 210 (1254) und 333 (1265): „... quod in omnibus suis (Garstens) possessionibus nullus judicum secularium iurisdictionem aliquam sibi debeat vendicare, set abbatis publicus dispensator iudicet omnia secularia in eisdem“; dazu Zauner Garsten 297. 35) BUB 1 111 f (1192 Juni Graz — 1194 April 5 Steyr). 36) Alois Zauner Die Urkunden des Benediktinerklosters Gleink bis zum Jahre 1300 in MOÖLA 9 (1968) 43.

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