Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

154 Helmut Reinalter weniger Anklang, so daß er sich entschloß, eine neue Vorlesung über Ovids Bücher De arte amandi zu halten, mit der er sich wieder eine größere Hörerzahl erhoffte 23). Zu seinem Freundes- und Gönnerkreis in Heidelberg zählten Stephan Hoest, Jodokus Aichmann, Petrus de Wim- pina, Johannes Wenck, Matthias Ramung, Johann Wildenhertz und ins­besondere Matthias von Kemnat, der Kaplan und Chronist des Pfalzgrafen war und von dem zahlreiche Briefe an Peter Luder erhalten sind24). Überhaupt pflegte Luder zu dieser Zeit den Briefwechsel sehr intensiv, oft auch gezwungenermaßen, da er häufig in Geldschwierigkeiten war 25). In diese Zeit fällt auch seine Lobrede auf Kurfürst Friedrich und das wittelsbachische Haus (1458), in der sich Luders historiographisches Kön­nen manifestiert und in der er auf sehr geschickte Weise mit dem poli­tischen Ehrgeiz seines Beschützers und Gönners rechnet 26). Besonders ver­dient machte sich Luder um die Anschaffung zahlreicher Bücher für die Artistenfakultät, obwohl man ihm selbst bei der Benützung der Biblio­thek größte Schwierigkeiten bereitete27). Der Freundeskreis, der Lu­der in Heidelberg zur Seite stand, aber auch sein umstrittener Lebens­wandel und seine Geldschulden riefen Neid und Kritik hervor, und so wurde er schließlich von mehreren angesehenen Professoren der Universi­tät heftig angegriffen 28 * *). Trotzdem setzte er seine Lehrtätigkeit bis 1460 23) österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 3 v und fol. 80, wo er ein negatives Bild der Studenten zeichnet, sowie Wattenbach Luder 43—45. 24) Über den Gönner- und Freundeskreis Luders vgl. Wattenbach Luder 43 ff, 110—111 (Anlage XIII), 111—112 (XV), 112 (XVI), 93—94 (VI), 94—95 (VII). Kurz nach Beginn seiner Vorlesungstätigkeit in Heidelberg richtete Luder am 23. August 1456 ein Schreiben an den Stadtpfarrer und Professor Johannes Wenck, das in der Biblioteca Apostolica Vaticana in zwei verschiedenen Ab­schriften aufbewahrt ist (Cod. Pal. lat. 149 fol. 141 v—142 und 870 fol. 197); siehe auch Ritter Hofpoeten 116—117 und 119 f; Wattenbach Luder 50 f und österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 83 v; Rupprich Deutsche Literatur 480; Ritter Heidelberger Universität 1 458; Hartfel­der Gelehrtengeschichte 145 f; Gerhard Ritter Via antiqua und via mo­derna auf den deutschen Universitäten des 15. Jahrhunderts in Sitzungsbe­richte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 1922/7/1, Darmstadt 1963) 129. 25) Wattenbach Luder 48—50; österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 68, 69 und 91 v (Peter Luder erinnert Matthias an die ver­sprochene Unterstützung; dazu Wattenbach Luder 112 [Anlage XVI]). 2«) Über die Lobrede auf den Pfalzgrafen vgl. W. Wattenbach Peter Luder’s Lobrede auf Pfalzgraf Friedrich den Siegreichen in ZGO 23 (1871) 21—38 und 33 (1880) 439 (mit Quellenangaben); Wattenbach Luder 41; Rupprich Deutsche Literatur 480. 27) Wattenbach Luder 46—47; G e i g e r Renaissance 327. 28) Ritter Heidelberger Universität 1 459; Rupprich Deutsche Literatur 480; Burger Renaissance 155; A. Bömer Die deutschen Humanisten und das weibliche Geschlecht in Zeitschrift für Kulturgeschichte 4 (1897) 98—99.

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