Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

152 Helmut Reinalter Wieder nach Italien zurückgekehrt, betrieb er in Ferrara unter seinem Lehrer Guarino humanistische Studien I2). Um 1444 finden wir ihn dann in Padua, wo er Medizin studiert, und ein Jahr darauf bekam er in Ve­nedig im Hofgefolge des Dogen Francesco Foscari die Stelle eine kaiser­lichen Notars 13). Während seines Italienaufenthaltes knüpfte Luder weit­reichende Verbindungen zu zahlreichen Deutschen an, die italienische Uni­versitäten frequentierten, wie zu dem Augsburger Stadtschreiber Valen­tin Eber und zu Sigismund Gossembrot, um nur zwei zu nennen 14 *). Mit dem Vorhaben, dem Humanismus in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, kehrte er dann in seine Heimat zurück 16) und brachte neben anderen Handschriften auch die Comoedia Cauteriaria aus der Feder des Antonio Barzizza mit16). In Heidelberg fand er — wohl über Empfeh­lung seiner Pfälzer Studienkollegen in Italien — wohlwollende Aufnahme bei Kurfürst Friedrich I., der ihn als Lehrer des humanistischen Latein und als Interpret klassischer Autoren in seine Umgebung berief und ihn 12) Vgl. Burger Renaissance 140 (mit Hinweis auf Luders Elegia ad Panphilam); Baron German Humanism 16—20; Rupprich Deutsche Litera­tur 479. 13) Über seinen Aufenthalt in Padua siehe Wattenbach Luder 39—40. Dem späteren Rektor der Juristen in Padua, mit dem Luder befreundet war, übersandte er — wie aus einer Handschrift aus der österreichischen National­bibliothek hervorgeht — Wein mit einem Distichon als Geschenk (Cod. Vindob. 3244 fol. 81 v, vielleicht auch der Brief fol. 111); Rupprich Deutsche Literatur 479; Voigt Wiederbelebung 2 296. — In der Biblioteca Apostolica Vaticana Cod. Pal. lat. 870 fol. 198 ff befindet sich eine Zusammenstellung verschiedener Formulare aus dem italienischen Notariatswesen, die — wie Ritter Hofpoeten 114 vermutet — wahrscheinlich auf den schriftlichen Nachlaß Peter Luders zu­rückgeht. Das erste Stück dieser Sammlung ist eine wortgetreue Kopie einer Notariatsurkunde, datiert mit 1445 Juli 25, über die Ernennung des „Petrus Luder quondam Johannis de Kyslau“, zur Zeit im Hofgefolge des Dogen von Venedig, Francesco Foscari, zum kaiserlichen Notar. Laut dieser Kopie wird Luder weiters nobilitiert, erhält ein Wappen und wird zum „kaiserlichen Schild­knappen“ erhoben. Vgl. dazu Baron German Humanism 29—30; Rupprich Deutsche Literatur 479; Ritter Heidelberger Universität 457; Burger Renaissance 140. 14) Wattenbach Luder 39—40 (ebendort 96—99 Anlage IX: „Lobrede auf einen vornehmen jungen Canonisten in Padua aus rheinländischem Ge­schlecht“; Handschriften von dieser Rede in der österreichischen National­bibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 5v und in der Bayerischen Staatsbibliothek München Cod. lat. Monac. 466 fol. 71). Vgl. weiters auch Rupprich Deutsche Literatur 479. ls) Ebenda 480; Peuckert Wende 301; Baron German Humanism 40. 16) Vgl. dazu Rupprich Deutsche Literatur 480; Ritter Heidelberger Universität 1 463; Wolfgang Stammler Von der Mystik zum Barock 1400 bis 1600 (Stuttgart 21950) 169; Emst Beutler Forschungen und Texte zur früh­humanistischen Komödie (Mitteilungen aus der Hamburger Staats- und Uni­versitätsbibliothek 2, Hamburg 1927) 72—73 und Die Comedia Bile, ein antiker Mimus bei den Gauklern des 15. Jahrhunderts in Germanisch-Romani­sche Monatsschrift 3—4 (1926) 88.

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