Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

106 Brigitte Haller man hingegen bemüht, zu vermitteln und eine gemeinsame Front gegen die gefährlich vorrückenden Türken zu organisieren. Dem päpstlichen Le­gaten, Kardinal Giuliano Cesarini, gelang es wirklich, einen Waffenstill­stand zwischen Friedrich und dem Polenkönig zustande zu bringen6a), doch bald darauf kam es zu der unglücklichen Türkenschlacht bei Varna, in der Wladislaw den Tod fand. Friedrich mahnte die Ungarn an den rechtmäßigen Thronkandidaten* 64), und in der Tat schienen die Ungarn nun geneigt, Ladislaus anzuerkennen; allerdings forderten jetzt auch sie seine Auslieferung und zudem die ihrer Krone, da sie auf einer neuerli­chen Krönung bestanden. Eine diesbezügliche ungarische Delegation wurde an Friedrich abgeschickt, der sich aber zur selben Zeit rüstete, ins Feld zu ziehen, um den fortgesetzten ungarischen Raubüberfällen an der Grenze einmal energisch zu begegnen. Der Waffenstillstand mit Wladislaw hatte an dem dauernden Kleinkrieg nichts geändert, der sich hauptsächlich in der Form von Fehden westungarischer Burghauptleute gegen den von Friedrich eingesetzten Hauptmann von Ödenburg abspielte. Am 15. Juli 1445 brach Friedrich von Wiener Neustadt auf65), und innerhalb weniger Tage konnte er eine Reihe von westungarischen Plätzen erobern, nämlich Güns, Rechnitz, Schlaining, Bernstein, Baum­garten, Katzenstein, Pöttelsdorf und Theben 66). Der kurze Feldzug ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Einmal, weil er eines der seltenen militärischen Unternehmen darstellt, die Friedrich persönlich leitete. Zum anderen, weil sein rascher Erfolg gehörigen Eindruck auf die Zeitgenossen machte. Enea Silvio beeilte sich, die Kunde von den königlichen Siegen zu verbreiten, und seine Briefe aus diesen Tagen sind voll von Ungarnberich­ten 67). Schon in Nürnberg hatte der Frankfurter Gesandte Bechtenhenne 6S) Meist wird dieser in den Sommer 1443 datiert, so auch von W. K a e m- merer in RTA 17/1 (Gotha 1939) 114. Brandsch Beziehungen 1 51 jedoch will ihn mit recht überzeugenden Argumenten in das Jahr der Schlacht von Varna verlegen. 64) RTA 17/2, 2 (Göttingen 1963) 627 f. Er bat sogar um päpstliche Inter­vention für Ladislaus: ebenda 626, 660, 664. 65) Am 14. Juli 1445 kündigt Friedrich seinen Aufbruch für den nächsten Tag an: Archiv der Stadt Wien Urk. 3106. Für den Verlauf des Feldzugs vgl. Brandsch Beziehungen 2 4 ff und Ernst Frage 391 f. 66) Ernst Frage 392; dsbe Die verpfändeten Herrschaften Westungarns un­ter österreichischer Verwaltung in Bericht des 7. österr. Historikertages, Veröf­fentlichungen des Verbandes österr. Geschichtsvereine 15 (Wien 1963) 13; dsbe Burgenland in Handbuch der historischen Stätten. Österreich 1 (Stuttgart 1970) 703. In der Radkersburger Urkunde wird Pöttelsdorf („Beller“) allerdings unter den Besitzungen Albrechts VI. genannt: vgl. unten S. 110 und Anm. 83. 6?) Der Briefwechsel des Enea Silvio Piccolomini, hg. v. Rudolf W o 1 k a n (FRA 2/61, Wien 1909—1918) nn. 185, 180, 188, 187; auszugsweise auch RTA 17/2, 2 785 f n. 420 a, b, c, f. Vgl. auch die Historia Austrians bei Kollár Analecta 2 col. 119.

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