Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

96 Brigitte Haller auf die weiteren Insignien, die ebenso wie der Krönungsornat auf der Plintenburg geblieben waren, mußte verzichtet werden. Dionys von Szécs nahm als Erzbischof von Gran die Zeremonie vor, während Nikolaus Ujlaky, der damalige Hauptmann der ungarischen Krönungsstadt, dem jungen König den Ritterschlag erteilte. Neben Ulrich von Cilli, Elisabeths Vetter und Hauptstütze ihrer Partei, wohnte auch Herzog Albrecht VI. von Österreich der Krönungsfeier bei. Letzterer war am 10. April von Elisabeth zum Vormund ihres Sohnes bestimmt worden6), womit sie sich sowohl über das Testament ihres Gatten 7) als auch den Beschluß der österreichischen Stände vom 15. November 14398 9) hinwegsetzte, nach denen dem älteren Bruder Friedrich die Vormundschaft gebührte. Aus dem Brief eines Rosenbergischen Boten, in dem es heißt: „Auch hatt sy [sc. Elisabeth] kunig Fridreichen in anefang, mit vnd enndt angerufft für einen farmundt vnd Verweser, das hat er alls abgeslagen vnd sich daraws gesetzt“ °), wollte man eine anfängliche Weigerung Friedrichs, 6) Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (= HHStA) Allgemeine Urkunden­reihe (= AUR) 1440 April 10. Analecta Monumentorum Omnis Aevi Vindobo- nensia, hg. v. Adam Franciscus Kollár 2 (Vindobonae 1762) coi. 834 ff (— Syl- loge Diplomatum n. II); Joseph Chmel Regesta chronologico-diplomatica Fri- derici IV. Romanorum Regis 1 (Wien 1838) n. 13; Eduard Maria Lichnowsky Geschichte des Hauses Habsburg 6 (Wien 1842) Reg. 54. In zwei gleichlautenden Schreiben verständigte Elisabeth die österreichischen Stände und die Stadt Wien von diesem Schritt: Abschriften beider HHStA AUR 1440 April 10. Der Brief an die Stadt Wien bei József Teleki Hunyadiak kora Magyarországon 10 (Buda­pest 1853) 81 ff n. XXXIV; Joseph Chmel Materialien zur österreichischen Geschichte 1 (Wien 1837) n. 276; Lichnowsky 6 Regg. 55, 56; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, hg. vom Alterthumsvereine zu Wien 2. Abt. 2 (Wien 1900) nn. 2723, 2724. Vgl. Emst Birk Beiträge zur Geschichte der Königin Elisabeth von Ungarn und ihres Sohnes König Ladislaus in Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte, Literatur und Kunst (Wien 1849) 212 ff. Nach der Krönung ihres Sohnes schloß Elisabeth überdies in Raab ein Schutz- und Trutzbündnis mit Albrecht: HHStA AUR 1440 Mai 31; Franz Kurz Oesterreich unter Kaiser Friedrich dem Vierten 1 (Wien 1812) 251 f, Beilage IV; Chmel Regesta n. 65;Lichnowsky6 Reg. 87. 7) Gegenüber den oftmals erhobenen Zweifeln an dem Testament Al­brechts II., in dem schon Zeitgenossen eine Fälschung sehen wollten, tendieren neuere Forschungen doch wieder zur Annahme der Echtheit: vgl. Karl Gut- k a s Der Mailberger Bund von 1451. Studien zum Verhältnis von Landesfürst und Ständen um die Mitte des 15. Jahrhunderts in MIÖG 75 (1966) 51 ff und 347 ff. Text des Testaments ebenda 382—385. 8) Das Ständeprotokoll findet sich als Beilage II in Kurz Friedrich IV. 1 243 ff. 9) Aus dem Wittingauer Archiv erstmals veröffentlicht von Franz Palacky in Zeitschrift des böhmischen Museums (1827) 32. Danach zitiert von Endli­cher Denkwürdigkeiten 67 f Anm. 75 und 77 und Birk Beiträge 212. Bereits Rudolf Brandsch Kaiser Friedrichs 111. (IV.) Beziehungen zu Ungarn in den Jahren 1440—1453 1 in Programm des evang. Gymnasiums A.B. zu Mediasch 1882/83 (Hermannstadt 1883) 24 Anm. 2 weist die Schlußfolgerung, Friedrich ha­be die Vormundschaft abgelehnt, zurück.

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