Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

FIEDLER, Rudolf: Österreichische Nationalbibliothek (Hofbibliothek) und Österreichisches Staatsarchiv

36 Rudolf Fiedler Staatskanzlers nach Auslieferung der Klosterurkunden seitens der Hof­bibliothek mit einer Gegenforderung an das Archiv beantwortet15 *). Es kam 1811 tatsächlich zu einem Tausch. Das Geheime Hausarchiv gab nach Revision seiner Bestände 28 Handschriften der Hofbibliothek zurück, un­ter denen sich allerdings nur mehr drei der von der Hofbibliothek im Jah­re 1749 abgegebenen Codices befanden. Das Hausarchiv übernahm von der Hofbibliothek die schon erwähnten 7432 Urkunden aus den Jesuiten- und Klosterarchiven der Steiermark, Kärntens, Krains, Tirols, Vorarlbergs, Böhmens, Mährens und Schlesiensle). Durch weitere Tauschaktionen mit der Hofbibliothek erfuhren die steirischen, Krainer, Tiroler und Vorarlberger Klosterurkunden noch später eine bescheidene Vermeh­rung17). Schließlich gab die Hofbibliothek sogar noch im Jahre 1844 Akten der Laibacher Jesuiten- und verschiedener Kollegien aus Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ab18). Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt andererseits heute noch eine Reihe von Geschäftsbüchern, Archivverzeichnissen, Kopial- büchern, Urbaren und Weistümern aus den Archiven aufgehobener Klöster der österreichischen Erblande, die von den im 19. Jahrhundert durchgeführten Tauschaktionen zwischen Hofbibliothek und Haus-, Hof- und Staatsarchiv nicht erfaßt wurden; man erachtete nur wirklich historisch bedeutendere Urkunden als für das Archiv erwerbenswert19). Der sozusagen im Gegenverkehr aus Archivbeständen des Haus-, Hof- und Staatsarchivs von der Hofbibliothek erworbene Zuwachs bestand vor allem in Autographen, die auf Ansuchen des Präfekten Moriz Graf Dietrichstein im Jahre 1828 mit Zustimmung der Staatskanzlei aus einem der ältesten Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, dem Lothringi­schen Hausarchiv, übergeben wurden. Für diese von Dietrichstein ge­plante Sammlung wurden aus dem Lothringischen Hausarchiv 822 histo­risch weniger relevante Stücke, vor allem Courtoisieschreiben, entnom­men20). Im Zuge der Sicherung der venezianischen Bibliotheken und Archive kam es zum Kauf der Gesandtschaftsberichte und Urkunden­sammlungen des Dogen Marco Foscarini, die anschließend in den Besitz der Hofbibliothek gelangten21). Das Ende des Reiches im Jahre 1806 brachte nicht nur dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv den Erwerb gewal­tiger Aktenmassen der obersten Reichsbehörden und der Gesandtschafts­archive der kaiserlichen diplomatischen Vertretungen beim Reichstag in Regensburg, sondern auch der Hofbibliothek eine Sammlung von Deduk­15) Ebenda 355 f. i«) Ebenda 352. 17) Ebenda 372, 374. 18) Ebenda 374 f. i») Ebenda 353. so) Ebenda 2, 69. 2i) Ebenda 1, 552; Gesch. ÖNB 1, 283.

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