Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

WOHLGEMUTH, Edith: Aus Briefen Carl Baron Torresanis

472 Edith Wohlgemuth letzten Novellenbandes Torresanis Pentagramm. Sosnosky hatte abgera­ten 28 29). Als es dann doch erschien, mußte Torresani feststellen: ......Pentagramm hat Deinen Beifall nicht, und Du bist ehrlich genug, es o ffen herauszusagen. Mein Lieblingsbuch ist es wahrhaftig auch nicht, obwohl Klugheitsgründe mich hindern, solches anderen, als Dir gegenüber verlauten zu lassen. Und wenn Du herausfindest, ich habe das Buch lustlos geschrieben, so hast Du auf ein Haar das rechte getroffen. Mein ganzer Ehrgeiz richtet sich, wie Du weißt, seit Jahren auf Theatererfolge, und das Ausbleiben solcher hat meine ganze Schaffenskraft gelähmt...“ 2!l). Mit „Theatererfolge“ fällt ein gewichtiges Stichwort. Sosnosky hat dem Ringen um die Eroberung der Bühne unter Verwendung der einschlägigen Briefstellen eine Artikelfolge in der Grazer Tagespost gewidmet30). Nicht abgedruckt hat er die erste Information von Torresanis Versuch, für das Theater zu arbeiten: „... Es ist eigentlich so naheliegend, daß man sich wundern könnte, daß es so lange unterblieben ist; meine Stärke — wenn man von einer solchen sprechen kann — ist ja der Dialog! Allerdings bin ich in Bühnensachen nicht sehr versirt, und insbesondere die Eintheilung des Scenariums macht mir große Mühe; wie ich denn überhaupt jener scharfen Systematik ermangle, die für den Bühnenautor unbedingtes Erfordernis ist. Ich habe eine Dramatisirung in der Arbeit, zu welcher ich den Versuch schon vor zwei Jahren begonnen. Es han­delt sich um ,Das Letzte“. Ein kleinbürgerliches Schauspiel oder Sittenbild in 4 Acten, sehr realistisch, nicht gerade im Dialect, aber stark ,österreichelnd‘. Vielleicht schlägts durch, und dann wäre mir ein neues Feld eröffnet. — Mög­licherweise auch wird es eine Blamage; jedenfalls wird der Abend der Premiere ein recht ängstlicher für mich sein ...“ 31). Bis es so weit war, sollte noch mehr als ein Jahr vergehen, ein Jahr der Zweifel, der Mutlosigkeit, denn Torresani wagte nicht, sich ohne vorige Befragung von Fachleuten um die Gunst von Theaterdirektoren zu bemühen. Ein Ungenannter hatte das Stück in Grund und Boden verur­teilt und damit dem Verfasser eine tiefe Wunde geschlagen: „Ich kann es nicht begreifen, daß aus einer guten Novelle ein absolut nichtsnutziges Stück geworden sein soll“ 32). Erst die nicht ungünstige Bewertung durch den Schriftsteller und Kritiker Gustav Schwarzkopf flößte dem Zagenden so viel Selbstvertrauen ein, daß er nicht mehr aufgab. Am 2. Mai 1901 ging das Stück unter dem Titel Mikesch-Mali in Graz tatsächlich über die Bühne. Vierzehnmal wurde damals der Autor von einem begeisterten Publikum vor den Vorhang gerufen 33). Doch waren ihm im ganzen der­28) Blumenthal Torresani 39. 29) Torbole, 1904 Juni 14, abgedruckt in Danzer’s Armee Zeitung 1911 April 13 und zum Teil in Neues Wiener Abendblatt 1936 Mai 13. 30) Theodor Sosnosky Torresani und die Bühne in Tagespost (Graz 1910) März 27 und 30. 31) Graz, 1900 Februar 25. 32) Graz, 1900 Oktober 7, abgedruckt in Danzer’s Armee Zeitung 1911 April 33) Graz, 1901 Mai 3.

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