Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

WOHLGEMUTH, Edith: Aus Briefen Carl Baron Torresanis

46o Edith Wohlgemuth bemerkenswert weit gestreuten epischen Schaffens angehörend, sich, wenn auch nicht in der allervordersten Reihe, doch einen anerkannten Platz verdient und erobert hatte. Die Verfasserin fühlt sich nicht dazu berufen, den von fachmännischer Seite gezollten Würdigungen 3) eine, der mangelnden Voraussetzungen wegen nur subjektiv gefühlsbetont sein könnende hinzuzufügen. Ebenso wenig braucht sie sich um die Aufgabe bemühen, Lebensverhältnisse und Lebenslauf einem Dunkel der Geschichte zu entreißen, weil ein solches nicht besteht, und die biographischen Daten ohne viele Mühe feststellbar sind 4). Die gestaltenden Kräfte der Persönlichkeitsbildung sind ebenso in der italienisch-tirolischen Abstammung der Torresanis aufspürbar — Carls Mutter war zudem eine geborene Gräfin Giovio — wie in der uneinge­schränkten Loyalität gegenüber dem Kaiserhaus, die beispielgebend vom Großvater5) verfochten wurde. Sie rührten aber besonders aus der Atmosphäre kaiserlichen Soldatentums her, das sich für den Heranwach­senden im glühend verehrten Stiefvater Mollinary6) zum Leitbild ver­körperte. Gleichwohl wäre es eine grobe Vereinfachung, jenen Kräften nur in Umweltseinflüssen nachzugehen, während sie wesentlich mit ihrem Schwerpunkt im ureigensten Grund des Individuums ruhen und umso eher zur Entfaltung gelangen, je selbständiger und innerlich unabhängiger die Persönlichkeit von Haus aus ist, der sie eignen, und umso mehr sie zu Vermittlern einer künstlerischen Begnadung zu wer­den vermögen. So spät auch Torresani seine eigentliche Berufung erkann­te, beziehungsweise den Mut fand, ihr zu folgen, war sie doch mit all ihren Rückwirkungen auf Haltung und Verhalten von Anfang an latent gewesen. Die überdurchschnittliche Intensität des Erlebens, die eine Voraussetzung war für die Entwicklung der Fähigkeit, Erlebtes und 3) Vor allem: Johann Willibald N a g 1 - Jakob Zeidler - Eduard Castle Deutsch-Österreichische Literaturgeschichte 4 (Wien 1937) 1721 f. — Friedrich Marx Karl Baron Torresani. Beitrag zur Würdigung eines deutsch-österrei­chischen Schriftstellers in Tagespost (Graz 1901) Februar 26—März 1. — Richard Maria Werner Vollendete und Ringende. Dichter und Dichtungen der Neuzeit (Minden/Westf. 1900) 145—158. — Carola Seligmann Carl Ferdinand Frei­herr von Torresani Lanzenfeld di Camponero (ungedr. Diss. Wien 1935). 4) Vgl. Anm. 3 und Günther P r o b s z t Karl Freiherr v. Torresani (1846—1907) in Neue österreichische Biographie ab 1815 17 (Wien 1968) 178—188. — Johann Heinrich Blumenthal Carl Freiherr Torresani. Sein Leben und Werk (Österreich Reihe 30/31, Wien 1957). — Edmund v. Glaise-Horste- n a u in Säbel und Feder. Zum 60. Geburtstag Carl Baron Torresanis (Dresden 1906) 25—35. Über das Zustandekommen seines Beitrages berichtet der Vf. in seinen im Kriegsarchiv Wien verwahrten Erinnerungen 84. 5) Karl Justus Torresani (1779—1852), 1838 in den erblichen Freiherrnstand erhoben, war Hofrat und k. k. General-Polizeidirektor der Lombardei. 6) Anton Freiherr v. Mollinary, k. u. k. FZM (1820—1904). Vgl. sein Erinne­rungswerk 46 Jahre im österreichisch-ungarischen Heere, 1833—1879 1 (Zürich 1905) 194.

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