Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

FIEDLER, Rudolf: Österreichische Nationalbibliothek (Hofbibliothek) und Österreichisches Staatsarchiv

Österreichische Nationalbibliothek (Hofbibiiothek) 33 der Österreichischen Nationalbibliothek *) wiedergegeben. Die im Haus-, Hof- und Staatsarchiv vorhandenen Quellen, vor allem Aktenbestände des Obersthofmeisteramtes, dem die Bibliotheca Palatina Vindobonensis bis 1899, und des Oberstkämmereramtes, dem sie nachher unterstand, böten selbstverständlich noch sehr wertvolle Ergänzungen. Es soll hier nur ganz im groben dargelegt sein, welche Bestände der beiden Insti­tutionen im Abtretungs- bzw. Tauschwege zum Aufbau der Sammlungen beigetragen haben. Das Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs* 2) erschließt hiefür einen vollständigen und verläßlichen Einblick. Der Kern beider Sammlungen war schon im späten Mittelalter vor­handen und gehörte dem als Schatz bezeichneten Fahrnisnachlaß der Landesfürsten an. In der voll entwickelten kaiserlichen Bibliothek des 17. Jahrhunderts finden sich Bücherbestände Herzog Albrechts III. und Kaiser Friedrichs III. 3). Bei der im Zuge der Staats- und Behördenre­form erfolgten Gründung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs im Jahre 1749 konnte man Urkundensammlungen der Schatzgewölbe von Wien, Graz und Innsbruck einziehen, die gleichfalls weit in das Mittelalter zurückreichen4). Diese Schatzgewölbe — insbesondere die dem Kaiser zugefallene Ambraser „Kunst- und Wunderkammer“ kann hierher ge­zählt werden — waren schon von Peter Lambeck, dem Präfekten der Hofbibliothek von 1663—80, im Aufträge Leopolds I. durchsucht worden, um wichtigen Urkunden nachzugehen und Auszüge herzustellen5); anders kann man die im Archiv vorhandenen Teilabschriften von Urkunden aus den für die habsburgischen Erbteilungen bedeutsamen Jahre 1283, 1355, 1364, 1373 nicht deuten. Der darüber gesetzte Titel stammt ein­deutig von Lambecks Hand: „Die Brieffe, deren Außzüge hieunten ge- setzet sein, liegen zu Wienn im Schatzgewelb und Registratur unter der Rubricä Fürsten von Oesterreich“6). In der Person Peter Lambecks ist somit, wenn auch nur lose und vorübergehend, eine ein­deutig beweisbare und noch mehrfach belegte Verbindung zwischen Bibliothek- und Archivagenden gegeben gewesen. 1) Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek, hg. von Josef Stummvoll, 1. Teil: Die Hofbibliothek (1368—1922) (Wien 1968); im folgen­den zitiert: Gesch. ÖNB 1. 2) Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, hg. von Ludwig Bittner u. a., 5 Bde. (Wien 1936—1940); im folgenden zitiert als Ges. Inv. 3) Gesch. ÖNB 1, 7—14. 4) Ges. Inv. 1, 18. 5) 46 die Hofbibliothek betreffende Akten, Korrespondenz P. Lambeck 1664—69: HHStA OMeA SR 46 n. 1; vgl. Ges. Inv. 2, 293 und Gesch. ÖNB 1, 173 f. 6) Siehe die Faksimilewiedergabe am Ende dieses Beitrages. Mitteilungen, Band 25 3

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