Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Erster Weltkrieg

542 Literaturberichte Spanien, als Marbold Oliver Cromwell, Gustav Karl von Schweden und der Große Kurfürst, als Gottwald Jan Kasimir und Wladislaw IV. von Polen, als Tyrchanis oder Vocione Christine von Schweden, als Tiberius Ludwig XIV. und der Sultan als Vertreter der Tyrannis und schließlich auch noch Lohenstein selbst als Zeno. Wie Sz. feststellen konnte, glich der Arminius des Romans in vielen Zügen sehr viel mehr Kaiser Leopold I. als seinem Urbild. Im Kampf der Germanen mit den Römern spiegelten sich die Kämpfe und Rivalitäten der beiden Häuser Bourbon und Habs­burg wider. Ein Thema, das wie die Vfn. zeigen konnte, Gegenstand von Leibniz’ politischer Schrift Mars Christianissimus bildete. Im Ti­berius von Lohensteins Roman fand sich dazu eine adäquate Entsprechung. In das bunte Bild des Romans, der sich auch mit den Ahnen des Cherusker­fürsten, vor allem Marcomir = Karl V., den Lohenstein als Paradigma eines Kaisers betrachtete, befaßte, baute Lohenstein auch fremde Länder, den nahen und fernen Orient, Afrika und Amerika, ein. In die Sentenzen der Romangestalten konnte Lohenstein seine eigenen Anschauungen über Religion, Toleranz gegenüber Andersgläubigen, das Widerstandsrecht der Völker gegenüber Herrschern, die sich als ihre Feinde entpuppten, hinein­legen. Das Leitmotiv blieb allerdings eine Mahnung an die deutschen Fürsten zur Einigkeit gegenüber Frankreich. Man kann der Vfn. nur zu­stimmen, wenn sie Lohensteins geistige Haltung, seinen Rationalismus, sein Verlangen nach Gleichberechtigung gegenüber allen Religionen, seine hohe Schätzung der rationalen Verwertung des Volkseinkommens durch Friedrich HL, als die eines Frühaufklärers kennzeichnet. Die vorliegende Arbeit erweist sich als fruchtbar sowohl für die Literaturgeschichte als auch für die politische Geschichte und Historiographie des 17. Jahrhunderts, da es ihr gelungen ist, Methoden der beiden Disziplinen erfolgreich anzu­wenden. Anna Hedwig B e n n a (Wien) Die Türkenbeute. Eine Auswahl aus der türkischen Trophäensammlung des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden. Neubearb., in Text und Abb. erweiterte 2. Aufl. Wissenschaftliche Bearbeitung und Gesamtgestaltung: Ernst Petrasch. (Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe.) C. F. Müller Verlag GmbH, Karlsruhe 1970. XX S., 53 Abb., (20 S.). Die allzu bescheidene Bezeichnung Bildhefte läßt vielleicht beim hi­storisch-kunsthistorisch Interessierten den Eindruck entstehen, es handle sich hier nur um eine der zahlreichen, oberflächlichen und verallgemei­nernden Erstinformationen. Legt er in dieser Meinung befangen das Bändchen ungelesen beiseite, so bringt er sich um den Genuß einer durch­aus begrüßenswerten und gut gelungenen Publikation, deren Qualität er zudem durch seine Handlungsweise ungerechtfertigt herabsetzen würde. — Doch wenden wir uns zunächst kurz dem Thema der Abhandlung zu: Speziell in der Vorstellung des österreichischen Historikers verblaßt neben der überragenden Persönlichkeit des Prinzen Eugen die seines um acht Jahre älteren Cousins, des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dessen nicht minder große Bedeutung für die erste Phase der kaiserlichen Sie­

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