Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser
238 Walter Pillich „1578“ an. Dieses Siegel blieb Posse unbekannt und ist auch nicht in seinem Siegelwerk abgebildet. Es wurde ebenso wie das vorerwähnte große Reichskanzleisiegel später von Schwaiger umgraviert. Noch 1578 wird ihm in Wien vom Reichstaxamt für „schneidung der kay(serlichen) m(ajestä)tt grossem, mittlern unnd khleineren Innsiegl“ die respektable Summe von 700 fl. bezahlt73). Am 20. Juni 1577 erreichte den in Bruck an der Mur tätigen Schwaiger noch ein weiterer Auftrag zur Schneidung zweier kaiserlicher Siegel für die niederösterreichische Regierung, die dem Siegelschneider auf Anraten Abdrucke von alten kaiserlichen Siegeln, damit neue danach geschnitten werden mögen, übersandte 74). Am 1. Juli bat Schwaiger um Weisung, ob er in die bestellten kaiserlichen Siegel den Orden vom Goldenen Vlies schneiden solle75). Da man bei der niederösterreichischen Regierung aber nicht sicher war — Kaiser Rudolf II. wurde tatsächlich erst am 2. Juni 1585 Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies 76) — und damit „nicht geirrt werde, möge vom kaiserlichen hofe bescheid genommen werden“. Schließlich wendet sich Schwaiger noch am 16. Juli 1577 nach Wien um das Silber zur Schneidung des Siegels, wobei dem Vizedomamt geraten wird, das nötige Silber hiefür zu geben 77). Am 23. April 1578 urgiert die niederösterreichische Kammer bei Schwaiger wieder die Fertigstellung zweier Siegel, mit denen er erst unlängst beauftragt worden sei78). Schwaiger scheint bald darauf diese beiden Siegel fertiggestellt zu haben, da er schon am 2. September um baldige Bezahlung von 300 fl. für „ein khlains und ain grosses“ Siegel die niederösterreichische Kammer bittet, da er „des geldes bedarf“. Obwohl andere Siegelschneider für solche Siegel nicht mehr als 200 fl. verlangen würden, wäre die Arbeit auch danach gewesen. So schreibt er weiter, daß er bei seinen „sigl meer khunnst, vleihs, muehe unnd arbaith ange- wennt“ habe und er „auch vil mer zeit darüber verczeren müssen“ und daher hoffe, den verlangten Betrag „gar woohl verdient zu haben“. Trotzdem wurde dem Taxator der niederösterreichischen Regierung der Ratschlag gegeben, dem Schwaiger für diese Arbeit nur 250 fl. rh. aus dem Taxgefälle „alsbald zu bezahlen“ 7B). Dazu hatte noch am 4. Oktober 1578 der durch sein Alter behinderte Schwaiger um Bewilligung eines Gnadengeldes für seine zwei Söhne, da 73) wie bei Posse Siegel 3, 24, Tafel 37/3, jedoch ohne Vlies-Orden und ohne Kartusche mit Jahreszahl „1578“; die Kaisersekretsiegel 3, 24 f: HHStA RTB 1578 Ausgaben. 73) HKA N.ö. Kammer R 1577 113 a fol. 99. 75) HKA N.ö. Kammer R 115 1577 fol. 319. 7«) Liste nominale des Chevaliers de l’Ordre illustre de la Toison d’Or (s. 1. 1904) 15. 77) HKA N.ö. Kammer R 115 1577 fol. 363 v. 78) HKA N.ö. Kammer R 118 1578 fol. 67 v. 7») HKA Gedenkbuch 135 fol. 267 r v.