Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser

230 Walter Pillich ligen Kaiserresidenz in Linz an der Donau stammenden Stein- und Siegelschneider Martin Lassi 32) auch der Goldschmied und Siegelschnei­der Josef Vischer33) und der Siegelschneider Martin Lufftl34) — alle aus Wien — mit Siegelschneidearbeiten betraut, die sich auch in den Reichstaxbüchern von 1558 nachweisen lassen. Am 31. Jänner 1559 wendet sich der „Siegel- und Wappensteinschneider und Mitbürger zu Augsburg“, wie er sich selbst bezeichnet, in einer neuer­lichen Supplik an den Kaiser mit der Bitte um Zulassung zur Ausübung des Goldschmiedehandwerks in Augsburg. Schwaiger erwähnt eingangs seine bisherige Arbeit, die er mit des Kaisers „groß und clainere sigl und secreten“ mit besonderem Fleiß und der Kunst an den Tag legte und bringt seine früher geäußerte Bitte in Erinnerung, ihn von den Bestimmungen der Goldschmiedeordnung zu befreien. So hatte doch die bisherige „Fürschrift“ des Kaisers bei der Innung „nit allein nichts verfangen“. Während der Kaiser Schwaiger befohlen hätte, die Stempel zu der Goldenen Bulle und das „groß hungarisch sigl“ weiter zu schneiden, hätten ihm dies die Oberen der Goldschmiede verboten. Erst als Schwaiger bei den Oberen der Innung gebeten habe und ihnen ausführlich schilderte „was ungnedigen mis- fallen inen solchs bey euer kayserlichen Maiestät“ eintragen würde, wenn er dies dem Kaiser mitteile, hätten sie ihm endlich erlaubt, die Arbeit auszufüh­ren. Nun seien die beiden Stempel (Avers und Revers) der Goldenen Bulle 3S) für Kaiser Ferdinand I. fertiggestellt und werden anbei übergeben. Auch die Arbeit am ungarischen Siegel werde er in Kürze fertigstellen. Da er aber nach Beendigung dieser Arbeit keine weiteren Siegel mehr machen dürfe, hätte er mit seiner Frau und den kleinen Kindern keinen Lebensunterhalt mehr, da er die erwähnten sechs Jahre als Geselle nicht um den Wochenlohn arbeiten könne. Da er als Goldschmiedemeister mehr verdiene und besser seine Familie ernähren könne, suche er um eine Hoffreiheit beim Kaiser an. Schwaiger erwähnt dabei noch, daß er eine Augsburger Bürgerstochter geheiratet, in Augsburg ein Haus habe und hier schon „in kundtschaft kommen“ sei und daher auch in Augs­burg verbleiben wolle. Da er auch den drei Söhnen des Kaisers 36) mit seiner Arbeit fleißig diene, bitte er um die Erfüllung seiner Bitte. Auch der Bruder des Kaisers, Kaiser Karl V., hätte zwei Künstler, die Goldschmiede „Althans“ 37) und „Weidinz“ 38), die heute noch hier ihr Handwerk ausüben, mit einer Hof­32) Walter Pillich Der Linzer Stein- und Siegelschneider Martin Lassl in Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1964 (Linz 1964) 409 ff. 33) Walter Pillich Der Wiener Goldschmied und Siegelschneider Josef Vischer in Wiener Geschichtsblätter 20 (1965/4) 485 ff. M) HHStA RTB 1558, Ausgaben fol. 76 v. 35) Posse Siegel 3, 17. 36) Maximilian (II.), Ferdinand von Tirol und Karl von Innerösterreich. 37) Der Goldschmied Althans läßt sich weder in allgemeinen Handbüchern noch in der Spezialliteratur über Goldschmiede in Augsburg nachweisen. 38) Christoph Weyditz war 1530 nicht zu den Meisterstücken zugelassen worden, erhielt am 7. November 1530 eine Hoffreiheit und erst 1538 von der Augsburger Goldschmiedeinnung die Arbeitserlaubnis. August Weiss Das Handwerk der Goldschmiede bis zum Jahre 1681 (Beiträge zur Kunstgeschichte NF. 24, Leipzig 1897) 107; Lothar Gross Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V. (Wien—Leipzig 1930) 94 n. 5.413.

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