Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser

Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser Von Walter Pillich (Wien) Zu den Kunstgattungen, die im Zeitalter der Renaissance ihren Höhe­punkt erreichten, zählt auch die Medaillenkunst. Die ihr verwandte Münz- eisen- und Siegelschneidekunst war davon ebenso berührt und brachte in den Wappensiegeln ansehnliche heraldische Kunstwerke hervor. Hier boten die zahlreichen Kupferstecher des 16. Jahrhunderts mit ihren Wappenvorlagen reiche Anregung. Selbst ein Albrecht Dürer beschäftigte sich mit zahlreichen meisterhaften Wappengemälden und Wappendruk- ken *) und hat selbst die älteste Vorlage für einen Siegelstecher geliefert. Es ist uns nach Dürers Tagebuch seiner Reise in die Niederlande von 1520/21 überliefert, daß er dem Goldschmied Jan von Brüssel die Zeich­nung zu seinem Siegel machte* 2 3). So haben im 16. Jahrhundert alle diese Vorlagen den Siegelschnitt in der Heraldik wesentlich beeinflußt. Das Siegelschneiden, also die Herstellung eines Siegelstockes oder Typars mit einem Wappenschild, gehörte meist schon seit den mittelalter­lichen Zunftprivilegien der Goldschmiede zu den drei Meisterstücken ne­ben der Herstellung eines Kelches und dem Fassen eines Diamanten. Im 16. Jahrhundert beginnt aber allmählich die Zeit der nur als Siegel­schneider arbeitenden Goldschmiede, sodaß sich daraus das Kunsthand­werk der Stein- und Siegelschneider entwickeln konnte. Für die Renaissancezeit ist es der Forschung leider noch abträglich, daß man von den meisten Künstlern und Kunsthandwerkern dieser Epoche, mangels exakter Quellen, nur spärliche Kenntnisse über ihre Lebensda­ten und Schicksale erheben kann. Daraus ist es erklärlich, daß wir über den aus seiner bisherigen Anonymität gehobenen Ulrich Schwaigers), wohl den bedeutendsten und von den Kaisern seiner Zeit am meisten beschäftigten Siegelschneider des 16. Jahrhunderts, auch in intensivsten 1) Alfred G r e n s e r Albrecht Dürer in seinem Verhältnisse zur Heraldik in Heraldisch genealogische Zeitschrift. Organ des genealogischen Vereines Adler in Wien 2 (1872) 67 ff. 2) Hans Rupprich Dürer. Schriftlicher Nachlaß 1 (Berlin 1956) 172. 3) Vgl. über Ulrich Schwaiger die kurzen bisherigen Angaben bei Felix Joseph Lipowsky Baierisches Künstler-Lexikon 2 (München 1810) 86 f und 92 (als Ulrich Schweyer) und Ulrich T h i e m e - Felix Becker Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler 30 (Leipzig 1936) 351.

Next

/
Oldalképek
Tartalom